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Archiv-Artikel

Berüchtigter Spekulant

Geht es mit Griechenland aufwärts? Amerikanische Hedgefonds scheinen sich für das Land zu interessieren. Die Financial Times meldete, dass der legendäre US-Spekulant John Paulson bei zwei griechischen Banken eingestiegen sei: bei der Piraeus Bank und bei der Alpha Bank.

Paulson ist berühmt, weil ihm 2007 ein Kunststück gelang: Mitten in der Finanzkrise machte er 3,7 Milliarden Dollar Gewinn, während der Rest der Wall Street auf die Pleite zusteuerte. Paulson hatte rechtzeitig darauf gewettet, dass der amerikanische Häusermarkt einbrechen würde, und auf den Crash gesetzt.

Trotzdem ist unklar, ob Paulson tatsächlich so genial ist, wie er oft porträtiert wird. Denn die Wette gegen den US-Häusermarkt war gar nicht sein eigener Einfall. Stattdessen wurde dieser Raubzug von Greg Lippmann von der Deutschen Bank orchestriert – und Paulson war nur ein Mitläufer.

Ein unfehlbares Gespür hat Paulson jedenfalls nicht. So setzte der 57-Jährige darauf, dass der Euro einbrechen und auch Deutschland von der Schuldenkrise erfasst würde. Es kam bekanntlich anders: Die Renditen auf deutsche Staatsanleihen erreichten ein Rekordtief, weil die Bundesrepublik als sicherer Hafen galt. Und auch der Euro überlebte, weil EZB-Chef Draghi versicherte, dass die Notenbank „alles“ tun würde, um den Euro zu retten. Mit Draghi hatte Paulson jedoch nicht gerechnet – und sein Fond verlor Milliarden.

Eher gemischt fiel auch Paulsons Bilanz bei der Goldspekulation aus. Zwar stieg der New Yorker rechtzeitig ein und kaufte 2009 große Mengen, als das Edelmetall nur 950 Dollar pro Feinunze kostete. Allerdings verpasste Paulson den Ausstieg, sodass er nur einen Bruchteil der Gewinne mitnehmen konnte, die möglich gewesen wären.

Wenn sich Paulson jetzt bei griechischen Banken engagiert, dann spekuliert er darauf, dass es zu einem weiteren Schuldenschnitt für Griechenland kommt. Mit dieser Prognose dürfte er richtig liegen. Nur heißt ein Schuldenerlass noch lange nicht, dass sich die griechische Wirtschaft erholt – und die griechischen Banken wertvoller werden. Wie begabt Paulson als Spekulant ist, wird sich also noch zeigen. ULRIKE HERRMANN