Bernhard Schwichtenberg, Künstler : Der Intervenierer
71, war Professor und Dekan an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel. Dort lebt er noch immer. Foto: Michael Sakuth
Wenn dem Kieler Künstler und emeritierten Professor Bernhard Schwichtenberg etwas gegen den Strich geht, dann muss er sich artikulieren. Oft tut er das in Form von politisch aufgeladen Kunstwerken. Manchmal artikuliert er sich aber auch anders. Vergangene Woche zum Beispiel verschickte er einen Brief an zwölf Adressaten. Zehn Zeitungen waren darunter. Und Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt sowie der Hamburg CDU-Kultursenator Reinhard Stuth.
Schwichtenberg will, dass sich die Menschen Gedanken machen über eine unkonventionelle Idee, wie sich im klammen Hamburg sparen ließe. „Ehe die Politik in ihrer Finanznot die Kulturszene in Hamburg platt macht, schlage ich vor, den Weiterbau der Elbphilharmonie zu stoppen bis wirklich freie Mittel zur Verfügung stehen“, schreibt er. Orientieren solle sich Hamburg dabei am Forum in Norderstedt-Mitte: Das Gebäude enthält unter anderem Rathaus, Bücherei, Volkshochschule und das Stadtarchiv. Als der Stadt Mitte der 1990er während der Bauphase die Kosten davonliefen, habe man aufgehört zu bauen und das Forum als Rohbau stehen gelassen.
Natürlich müsste man bei der Elbphilharmonie einen solchen Baustopp gut planen und den Rohbau wetterfest machen, sagt Schwichtenberg. Und um die Verträge mit den ausführenden Firmen entsprechend zu ändern, bräuchte man ein Gericht, das das möglich macht. Und zwar mit Verweis auf die exorbitante Kostensteigerung.
Was Schwichtenberg außerdem am Herzen liegt ist, das Altonaer Museum zu erhalten, das Kultursenator Stuth zum Zweck des Sparens schließen will. „Das Altonaer Museum ist eines meiner Lieblingsmuseen“, sagt Schwichtenberg, der von 1993 bis 2005 Vorsitzender im Landesverband Schleswig-Holstein des Verbands Bildender Künstler war. Zu seinem 70. Geburtstag widmete das Kieler Stadtmuseum Schwichtenberg eine Ausstellung, um neben seiner Kunst auch „sein Wirken als Mahner und Anstoßgebender in der sozial- und kulturpolitischen Diskussion“ Kiels zu würdigen. „Seine Antriebsfeder“, heißt es im Kieler Stadtmuseum, „ist die Einmischung“. KLAUS IRLER