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Bernhard Pötter Wir retten die WeltDonald Trump:Der Preis ist heiß

Neulich erreichte mich eine nette Mail. Ich wurde gebeten, in Zukunft Vorschläge zu machen für Menschen, die einen großen deutschen Umweltpreis verliehen bekommen. Erst habe ich mich kurz gefreut, dann mit der Arbeit begonnen. Schließlich traut man mir offenbar zu, Preise zu vergeben und Ehrungen anzuregen. Auch wenn es seltsam klingt: Ich orientiere mich in diesem Fall an Benjamin Netanjahu. Der israelische Ministerpräsident hat US-Präsident Donald Trump für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Alle Welt überlegt, wie man mit dem Mad King im Weißen Haus umgehen soll, wenn man die Welt retten will. Netanjahu hat dafür die Lösung (auch wenn er selbst die Welt nicht retten will): ehren, loben, schmeicheln. Wie man halt respektvoll mit einem Wohltäter der Menschheit umgeht, der sich wie ein völlig verzogener Fünfjähriger benimmt.

Also: Donald Trump, Freund und Förderer der Wissenschaften, sollte nicht nur den Nobelpreis für Frieden, sondern – historisch einmalig! – auch die Preise für Physik, Chemie und Biologie erhalten: Nur durch sein Wirken verlassen Tausende von exzellenten US-ForscherInnen ihre Elfenbeintürme, beglücken andere Länder der Welt mit ihrem Wissen oder starten eine erfolgreiche Karriere als Taxifahrer. Seine Forschungen zu Corona-Impfmitteln (Desinfektionsmittel spritzen!) sind Klassiker der Biotech-Entwicklung.

Dann folgt: der Pulitzer-Preis, gekoppelt mit dem Booker-Prize für herausragende Leistung in der Publizistik. Niemand hat so wie Donald Trump, Visionär und Menschenfreund, randständige Medien gefördert und Mil­lio­nen von Menschen mit großem Filzstift zum Lesen hunderter Dekrete aus seiner Feder motiviert.

Sicher sind ihm, dem größten Sohn seines Vaterlandes und Stolz seiner Mitmenschen, auch mindestens drei Oscars für beste Hauptrolle, allerbeste Hauptrolle und superallerbeste Hauptrolle überall und jederzeit. Dazu der Sonderpreis der Jury für den ersten Film, an dem ganz inklusiv vor und hinter der Kamera nur Knallchargen gearbeitet haben. Verdient hat Donald Trump, die Sonne unseres Universums, auch alle Ehrendoktor-Titel eines Jahres für Rhetorik an den Ivy-League-Universitäten. Niemand sonst brilliert beim öffentlichen und politischen Sprechen auf diesem Level des Dadaismus.

Dazu kommen für Donald den Großen, den Supergroßen, den Philosophen unter den Weltenlenkern, das Kreuz der französischen Ehrenlegion für seinen Croissant-Geschmack; der iF-Design-Award für die Umgestaltung des Weißen Hauses in das Goldene Haus, drei Michelin-Sterne für die kreativste Burgerküche von Washington, D. C., das Purple Heart für seine Verwundung im Wahlkampf, der Orden als Held der Russischen Föderation für die Völkerfreundschaft, seine Alleinvertretung des närrischen Dreigestirns im Kölner Karneval und den Schweizer Kantonsorden als Eiger, Mönch und Jungfrau.

Ganz sicher ist Donald Trump, der Titanenwurz (Amorphophallus titanum) unter den politischen Führern und Blüte des Menschengeschlechts, auch der UN-Champions of the Earth Award. Niemand hat sich wie er um den Erhalt unserer Lebensgrundlagen Benzin, Gas und Rindfleisch gekümmert.

Schließlich ist klar: Präsident Trump, der Verteidiger des Glaubens und Philosoph auf dem Präsidententhron, wird als Papst Donald I. seinen Amtsbruder Leo XIV. ablösen. Niemand hat wie er den modernen und orientierungslosen Menschen auf der ganzen Welt die Sehnsucht nach der Apokalypse und den Glauben an die Hölle zurückgegeben. Und die Gewissheit: Da hilft nur noch Beten. Oder ein Blitz aus heiterem Himmel.

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