Berlusconis neue Verlobte: „Außen und innen schön“
Berlusconi hat eine 27 Jahre alte Verlobte. Sie singt im Fernsehen Zeilen wie: „Wenn du das Höschen runterschiebst, geht die Einschaltquote hoch.“
ROM taz | Nun ist es offiziell: Silvio Berlusconi ist wieder „verlobt“. Das jedenfalls verkündete er am Sonntagabend in einer Talkshow auf seinem eigenen Sender Canale 5. Francesca Pascale heißt die Dame, „zwischen uns liegt ein Altersunterschied von 49 Jahren“, beschied der 76-jährige Silvio dem TV-Publikum, während die Talk-Moderatorin verhaltene Entzückensschreie ausstieß.
Kein Zweifel: Berlusconi rüstet sich für den anstehenden Wahlkampf – und nur schaden kann da der unordentliche Lebenswandel, mit dem er in den letzten drei Jahren auffiel. Schluss mit den Sexpartys, Entschuldigung: den „eleganten Abendessen“, unter Beteiligung von Dutzenden Gespielinnen, stattdessen bekommt eine einzige junge Dame jetzt den Exklusivvertrag mit dem mittlerweile zur Mumie Gelifteten.
„Höchst solide moralische Prinzipien“ hat Silvio bei Francesca ausgemacht, und die Italiener fragen sich: Was genau meint er nun ausgerechnet mit diesem Kompliment an die junge Frau, die – der frisch Verlobte spricht – „äußerlich sehr schön und innerlich noch schöner ist“?
Vielleicht, dass sie in ihren Überzeugungen nie wankte. Schon mit 20 gründete sie in ihrer Heimatstadt Neapel den Klub „Silvio, du fehlst uns“ – und ließ an der Amalfiküste ebenso wie über den Stränden Sardiniens Kleinflugzeuge aufsteigen, die Banner mit ebendieser Aufschrift hinter sich herzogen.
Das Höschen runterschieben...
Ansonsten verdiente sie ihr Geld als Starlet bei einem Lokalsender, in der Trash-Show „Telecafone“ (auf Deutsch etwa: „Tele-Flegel“); dort trällerte sie bedeutungsschwere und moralschwangere Chansons mit Texten wie „Wenn du das Höschen runterschiebst, geht die Einschaltquote hoch“. Da musste Berlusconi einfach neugierig werden – seit sieben Jahren kennen die beiden einander.
Und Francesca wurde erst einmal mit einem politischen Amt belohnt, wie so viele der jungen Frauen, die dem an Geschlechterparität mächtig interessierten Talentscout Berlusconi so über die Jahre aufgefallen waren; im Jahr 2009 wurde sie in den Rat der Provinz Neapel gewählt.
Dort fiel die bei kaum einer Sitzung Anwesende nicht weiter auf, doch in TV-Diskussionen verteidigte sie ihr Idol nach Kräften: „Ihr seid doch bloß neidisch!“, warf sie einem Moderator an den Kopf, der sich über Silvios galante Abende mokiert hatte.
Sie selbst soll bei diesen Veranstaltungen nie dabei gewesen sein – perfekt für Berlusconi. Der kann jetzt das kompromittierende Kapitel zu den Akten legen und sich selbst samt seinen inneren und äußeren Schönheitsidealen doch völlig treu bleiben, wenn er sich nun ganz Francesca zuwendet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?