Berlusconi über Erdbebenopfer: "Man muss es nehmen wie Camping"

Italiens Ministerpräsident Sivio Berlusconi vergleicht das Schicksal der Obdachlosen im Erdbebengebiet mit dem von Camping-Urlaubern - und vergreift sich mal wieder im Ton.

"Guckt euch doch mal diese schöne Landschaft an. Andere würden sich drum reißen, dort Campingurlaub zu machen!" Bild: ap

BERLIN taz Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat die Lage der rund 20.000 obdachlosen Menschen in den Abruzzen mit einem Campingurlaub verglichen. Obwohl ihre Häuser zerstört seien, fehle es ihnen an nichts, was die Versorgung mit Lebensmitteln und Medizin angehe, sagte Berlusconi gegenüber dem Nachrichtensender NTV. Ihre Unterbringung in Zelten sei "natürlich absolut provisorisch, aber man muss es eben nehmen wie ein Camping-Wochenende", sagte der Ministerpräsident, der berühmt dafür ist, sich im Ton zu vergreifen.

Zwei Tage nach dem verheerenden Erdbeben ist die Zahl der Todesopfer weiter gestiegen. Nach jüngsten Angaben beträgt sie mindestens 251. Die Hoffnung, noch Lebende unter den Trümmern zu bergen, wird von den Rettungskräften als sehr gering eingeschätzt. Am Dienstagabend war in der Abruzzen-Hauptstadt L'Aquila zuletzt eine 21-Jährige lebend geborgen worden, die 42 Stunden unter den Trümmern gelegen hatte. Die Bergungsarbeiten, die zum Teil bei eisigen Temperaturen stattfanden, wurden immer wieder von kräftigen Nachbeben behindert. Eines dieser Nachbeben hatte die Stärke 5,3 auf der Richterskala erreicht und weitere der schon beschädigten Häuser zum Einsturz gebracht. Das Beben am Montag hatte eine Stärke von 6,2. Bei diesem schwersten Beben seit 1980 sollen bis zu 15.000 Gebäude zerstört oder beschädigt worden sein. Die Zahl der Obdachlosen betrug laut Behörden 50.000. Davon konnte etwa die Hälfte bei Verwandten oder Freunden oder in Hotels an der Küste untergebracht werden. Für die anderen wurden Zeltstädte errichtet. Doch reichten diese auch nicht für alle betroffenen Menschen aus. Dutzende mussten trotz eisiger Temperaturen in ihren Autos übernachten. Sie waren in den überfüllten Zeltlagern nicht mehr untergekommen. Die Menschen leiden überdies an Wassermangel und dem Ausfall der Stromversorgung.

Bislang konnten etwa 150 Erdbebenopfer lebend geborgen werden. Elf Menschen werden noch vermisst. Weitere elf Personen, die tot geborgen wurden, konnten noch nicht identifiziert werden. Nach Regierungsangaben wurden 1.180 Menschen durch das Beben verletzt.

Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Ansa ist für Karfreitag ein offizielles Staatsbegräbnis für die Opfer der Erdbebenkatastrophe geplant. Einige Opfer sollten aber bereits am Mittwoch beigesetzt werden. Papst Benedikt XVI. will so bald wie möglich in die Region reisen. Er teile zudem den "Schmerz und die Sorgen" der Menschen, erklärte das Kirchenoberhaupt bei einer Generalaudienz in Rom.

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