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Berlins Kultur wird aufgehübschtNeue Hauptstadtkultur

Das Kulturforum nahe des Potsdamer Platzes wird eine der neuen Großbaustellen der Stadt. Damit steht die Museumsinsel nicht mehr allein im Fokus.

Eine Attraktion, aber eine brüchige: die Neue Nationalgalerie. Bild: rtr

Das Kulturforum zwischen Landwehrkanal und Potsdamer Platz wird in den kommenden fünf bis zehn Jahren, neben dem Humboldtforum auf dem Schlossplatz, wohl zur größten Baustelle in der Stadt. Geplant ist, dass die Staatsbibliothek (Stabi) grundlegend saniert werden soll. Außerdem ist vorgesehen, die Neue Nationalgalerie ab 2015 in einer Bauzeit von drei bis vier Jahren komplett zu renovieren. Schließlich haben der Bund und das Land Berlin sich darauf geeinigt, dass auf dem Kulturforum bis zum Jahr 2022 ein neues „Museum für die Kunst des 20. Jahrhunderts“ entstehen soll. Im Kulturforum liege in Zukunft „das große Entwicklungspotenzial der Stiftung“, betonte Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK), bei einem Pressegespräch am Dienstag. Der Kulturstandort solle „gestärkt werden“.

Am noch immer von großen Freiflächen zerfaserten Kulturforum befinden sich unter anderem die Museen für die Alten Meister und die Neue Nationalgalerie, die Stabi und die Philharmonie samt Kammermusiksaal. Vorrang für die SPK hatte bisher der Ausbau der Museumsinsel mit der neuen James-Simon-Galerie sowie die Erweiterung des Pergamonmuseums. Rund 80 Millionen Euro investiert die Preußenstiftung in diesem Jahr für die Baumaßnahmen.

Für die berühmten Bauten der Nachkriegsmoderne am Kulturforum sei es „dringend an der Zeit, sich diesen zu widmen“, sagte Parzinger zur taz. Zugleich müsse der Standort insgesamt in den Blick genommen werden. „Oberste Priorität für die SPK hat die Generalinstandsetzung der Neuen Nationalgalerie von Mies van der Rohe“, so Parzinger. Die marode Glas- und Stahlkonstruktion müsse abgebaut, saniert und wieder instand gesetzt werden. Von Ende 2014 bis 2018 werde das Museum geschlossen, die Bilder der klassischen Moderne wandern zum Teil in den Hamburger Bahnhof.

Stararchitekt David Chipperfield wird die Sanierung der Neuen Nationalgalerie leiten. Die Kosten der Renovierung werden auf über 40 Millionen Euro geschätzt. Die exakte Summe ist noch offen, ebenso fehlt die Zusage der Gelder vom Bund. Denkmalschützer fordern seit längerer Zeit von der Stiftung, die architektonische Berühmtheit von 1968 zu erneuern.

Nach Ansicht von Parzinger sowie der Direktorin der Stabi, Barbara Schneider-Kempf, ist ebenso klar, „dass auch die Staatsbibliothek dringend saniert werden muss“. An der Stabi sei 2010 lediglich mit der Fassadensicherung begonnen worden. Andere Bereiche des riesigen Hauses, wie die Heizung oder die Konstruktion, seien veraltet. Der Sanierungsaufwand müsse nun durch ein Konzept ermittelt werden, ebenso die Kosten, sagte Jeanett Lamble, Sprecherin der Stabi, zur taz. An eine Schließung der Bibliothek, die 1978 eröffnete, sei nicht gedacht.

Parzinger forderte den Bund auf, den Standort für das geplante 130 Millionen teure Museum der Moderne festzulegen. „Wir wollen 2014 wissen, wohin die Reise geht“, mahnte der SPK-Chef. Für die Zukunft des gesamten Kulturforums sei dies von enormer Bedeutung.

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1 Kommentar

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  • T
    tourist

    Bei allem Respekt für die Erfordernisse angesichts eines immensen Sanierungsrückstaus: Ich würde gern in Sachen Kultur mal wieder eine Nachricht der Art "Sanierung beendet, Betrieb uneingeschränkt möglich" lesen....

    Diese Stadt ist angefüllt mit unausgegorenen, angefangenen, nicht ausfinanzierten Kulturprojekten aller Art - ich weiß nicht, wie lange der Ruf als Touristenmetropole noch das ständige Chaos erträgt.