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BerlinmusikZu zweit und allein

Die japanische Pianistin Satoko Fujii ist ein mitteilungsbedürftiger Mensch. Musik ist für die seit fünf Jahren in Berlin lebende Künstlerin das Medium ihrer Wahl. Denn für sie gilt: Mit Musik kann man alles sagen, frei von Regeln und Konventionen.

Wenn das nach einer introvertiert-isolierten Haltung klingt, gilt das auf keinen Fall für ihre musikalische Praxis. Satoko Fujii spielt zwar durchaus solo, ist aber stark an Austausch aller Art interessiert. Sie hat mehrere Orchester gegründet, spielt jedoch genauso gern in kleineren Formationen. Wie etwa im Duo mit dem US-amerikanischen Bassisten Joe Fonda, mit dem sie im vergangenen Herbst ein Konzert bestritt, das erfreulicherweise mitgeschnitten wurde.

Brüche zwischen den Stilen, tonalem und atonalem Vokabular oder dem Spielen des Klaviers innen und außen gehören für Satoko Fujii ganz selbstverständlich zu ihrer Art, sich zu artikulieren. Die für einen solchen Partner erforderliche technische Wendigkeit bringt der virtuose Fonda allemal mit. Ihr Album, stimmigerweise „Duets“ benannt, erweckt dabei keinesfalls den Eindruck, dass die beiden zum ersten Mal zusammentreffen. Stimmt trotzdem.

Das erste Stück, „Paul Bley“, das mit knapp 40 Minuten den Großteil des Albums beansprucht, trägt im Titel gleich eine Referenz an einen Lehrer Satoko Fujiis: Bei dem im Januar verstorbenen Pianisten Paul Bley studierte sie in den neunziger Jahren am Bostoner New England Music Conservatory. Bley favorisierte ebenfalls eine offene Spielweise, die improvisierte Hommage passt in ihrer unberechenbaren Wendigkeit daher allemal. Eine Begegnung, in der nicht nur die Chemie stimmte, auch die Elektrizität funktionierte bei den beiden bestens – Spannung gibt es, in allen Variationen.

Die gleichfalls in Berlin lebende Australierin Carla dal Forno spielt ihrerseits auch gern mit anderen Kollegen. Die Projekte, mit denen sie bisher in Erscheinung getreten ist, heißen Tarcar und F ingers, jetzt begibt sie sich auf einen musikalischen Alleingang: „You Know What It’s Like“ heißt ihr Solodebütalbum. Verhalten gibt sich die junge Musikerin darauf, fast schüchtern, auf jeden Fall introspektiv, mit viel Hall, verwaschenen Klängen und einigen wohlgesetzten Resten von Folk und Psychedelik. Melancholisch wirkt das, rätselhaft. Und in seiner sparsam-spröden Produktionsweise wunderbar konzertiert. Tim Caspar Boehme

Satoko Fujii, Joe Fonda: „Duet“ (Long Song Records)

Carla dal Forno: „You Know What It’s Like“ (Blackest Ever Black)

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