Berliner und Potsdamer Handball-Bündnis: Gemeinsam und gegeneinander
Die Füchse Berlin haben in der Bundesliga mit dem VfL Potsdam erstmals ihren Kooperationspartner zum Gegner. Ein freundliches und einseitiges Duell.
![Max Günther beim Wurf Max Günther beim Wurf](https://taz.de/picture/7391275/14/imago1054504624-1.jpeg)
Am ersten Advent gab es in der Potsdamer Arena eine Premiere: Erstmals trafen der VfL Potsdam und die Füchse Berlin in der Handball-Bundesliga aufeinander. Die Halle war schon zwei Wochen vor Spielbeginn ausverkauft – 2.250 Fans wollten das historische Derby sehen.
Die besondere Atmosphäre war von Beginn an spürbar. Das Spiel startete ruhig und fast freundschaftlich, beide Teams trafen im Wechsel. Dennoch wussten beide, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sich die Füchse absetzen würden. Es war ein David-gegen-Goliath-Duell. Für Potsdam, punktloses Schlusslicht der Liga, war es ein Spiel mit ungleichen Voraussetzungen gegen die in der HBL-Spitzengruppe und der Champions League vertretenen Berliner.
Besonders machte das Aufeinandertreffen aber die gemeinsame Geschichte der beiden Vereine. Seit 2020 kooperierten die Nachbarn eng miteinander. Potsdam wurde während der Zeit in der 2. Bundesliga eine Art Nachwuchsteam der Berliner. Beide profitierten: Berlin verstärkte sich bei Bedarf mit Potsdamer Talenten, die dadurch wertvolle Bundesligaerfahrung sammelten und wiederum ihren Heimatverein bereichern konnten.
Doch der unerwartete Aufstieg des VfL in der letzten Saison brachte Veränderungen. Laut Regelwerk dürfen die Kader nun nicht mehr gemischt werden, Zweifachspielrechte wurden aufgehoben, und die enge Kooperation musste eingeschränkt werden. VfL-Trainer Bob Hanning, zugleich Geschäftsführer der Füchse, legte sein Amt in Potsdam nieder. „Der Aufstieg war aus Sicht der Füchse nicht direkt gewollt“, erklärte er offen. Für die jungen Spieler aus der brandenburgischen Hauptstadt werde allerdings ein Traum wahr. Vor Saisonbeginn erfolgten noch einige Wechsel. So sind die ehemaligen Potsdamer Lasse Ludwig und Max Benecke nach Berlin übergesiedelt, während sich starke Jugendspieler wie Max Günther dem VfL anschlossen.
„Die Bindung ist noch sehr eng“
Trotz der neuen Konkurrenzsituation habe die Freundschaft zwischen den Vereinen nicht gelitten, betont Lasse Ludwig. Der Torhüter ist ein Paradebeispiel für den erfolgreichen Austausch: Aus der Jugend der Füchse wechselte er zunächst nach Potsdam und kehrte nach dem VfL-Aufstieg in den festen Kader der Berliner zurück. „Die Bindung zu Potsdam ist auf jeden Fall noch sehr eng“, sagt er der taz.
Diese besondere Beziehung war auch in der Halle zu spüren. Bob Hanning kommentierte das Spiel als Experte für die Streamingplattform Dyn. Über diese Anfrage sei er extrem froh gewesen. „Ich habe schon überlegt, ob ich das Spiel im VIP-Raum auf der Leinwand gucke“, sagt er. Seine Mimik wolle er nicht von Kameras einfangen und im Anschluss interpretieren lassen.
Nach etwa zehn Minuten war von der anfänglichen Zurückhaltung nichts mehr zu sehen. Trainer Jaron Siewert setzte mit Matthias Gidsel und Lasse Andersson auf seine Topspieler. Spätestens zur Halbzeit beim Stand von 12:21 wurde die Überlegenheit der Füchse deutlich. Auch Torwart Dejan Milosavljev beeindruckte mit starken Paraden, darunter ein gehaltener Siebenmeter.
Für Lasse Ludwig war das Spiel dennoch eine besondere Herausforderung: „Auf sportlicher Ebene ist das Duell für mich leichter, weil man die Schützen noch gut kennt, aber durch den Hintergrund macht es das mental schwieriger.“
Am Ende siegten die Füchse mit 36:26. Potsdam bleibt ohne Punkte und kämpft weiter um den Klassenerhalt. „Ich würde es ihnen sehr gönnen, wenn sie in der Liga bleiben“, sagte Ludwig. Ein Abstieg würde jedoch wieder mehr Kooperationsmöglichkeiten eröffnen. Die Potsdamer würden kämpfen, betont Hanning. Doch in Berlin drückt man dabei vielleicht nur halbherzig die Daumen.
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