Berliner Verkehr: Grüne: Senat macht alles verkehrt
Der rot-rote Senat habe kein schlüssiges Verkehrskonzept, meinen die Grünen. Eine Konsequenz aus dem S-Bahn-Desaster müsse sein, den Vertrag mit dem Unternehmen zu kündigen.
Die aktuellen Probleme der Berliner S-Bahn sind für die Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus Teil einer verfehlten Politik des rot-roten Senats. "Berlin hat keine gestaltende Verkehrspolitik", kritisiert Fraktionschefin Franziska Eichstädt-Bohlig. Was vom Senat vorliege, sei lediglich ein "Sammelsurium von Einzelprojekten", bei dem Straßenbau und Auto oft Vorrang hätten.
Am Mittwoch zählten die Grünen jüngste Problemfälle auf: Streit um die A 100 - auch innerhalb der SPD; die neue Taxi-Regelung, die ein Gericht vorerst auf Eis legte; Pläne für eine Stilllegung der U-Bahn-Linien 3 und 4 und weiter keine direkte Bahn-Anbindung des Flughafens BBI.
Grünen-Verkehrsexpertin Claudia Hämmerling lehnte neue Straßen nicht generell ab - "die eine oder andere ist auch mal sinnvoll". Die Straßenbaupolitik stamme aber "aus den 70er-Jahren des vorigen Jahrhunderts". Sie vermisst Linksabbiegespuren, Kreisverkehre und Radspuren auf der Straße.
Mit Blick auf die Krise bei der S-Bahn erneuerten die Grünen ihre Forderung, den Vertrag mit der S-Bahn Berlin GmbH vorzeitig zu kündigen. Bei Nachverhandeln gehe es nicht darum, weniger als bislang 232 Millionen Euro jährlich zu überweisen, sondern für diesen Betrag mehr zu bekommen. "Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt nicht", sagte Eichstädt-Bohlig. Im Vertrag müsste viel genauer als bisher stehen, wie viele Wagen wo fahren. Außerdem hält sie es für nötig, härtere Strafen bei Ausfällen festzuschreiben.
Noch uneins sind sich die Grünen hinsichtlich einer Anregung von SPD-Verkehrspolitiker Christian Gaebler. Der hatte am Dienstag vorgeschlagen, dass das Land einen eigenen S-Bahn-Fuhrpark bildet und dafür einen Betreiber sucht. Wirkliche Konkurrenz gilt ansonsten als illusorisch, weil für den hiesigen S-Bahn-Betrieb mehrere hundert spezielle Züge vonnöten sind. Hämmerling sieht darin "sicherlich ein denkbares Modell". Eichstädt-Bohlig hingegen zeigte sich skeptisch, weil Wartung und Kontrollen dann am Land hängen blieben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag