■ Berliner Telegramm: Theaterkonzentrat
Die Probe beginnt. Der Regisseur wischt sich noch einen Tropfen Schweiß von der Stirn, vom Chor hört man unruhiges Geraschel, die Musiker können es sich nicht verkneifen, der Spannung durch schräge Töne Ausdruck zu verleihen. Dann fängt es an – und hört gleich wieder auf. Der Hauptdarsteller sitzt noch im Bus, und als er endlich da ist, ruft jemand für ihn an – er hat sein Kostüm vergessen. Als es dann endlich losgehen kann, spielen die Musiker inzwischen Blues, und der Regisseur überlegt, ob der Dachbalken ihn tragen kann. Wem so ein Chaos gefällt, dem sei Schloß Bröllin empfohlen. Theatergruppen wie R.A.M.M. und tatoeba haben das ehemalige Rittergut mit einer Grundfläche von fast 60.000 m2 in eine Produktions- und Forschungsstätte für Theater und experimentelle Kunst verwandelt.
Die abgelegene Lage ermöglicht konzentriertes Arbeiten und geräuschintensive Proben. Neben idealen Räumlichkeiten gibt es hier auch Beratung, Konzeption ungewöhnlicher Theatermaschinen, Küche für Selbstversorgung, internationale Theatertreffen und vieles mehr. Abends kann man am Lagerfeuer die Leute kennenlernen – nur nicht den Regisseur, der hängt am Dachbalken.
Schloß Bröllin, Dorfstraße 3, 17309 Bröllin, Tel./Fax: (039747)-(50)235
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