■ Berliner Telegramm: Sieben Gymnasien sollen fünfte Klassen einführen
Auf heftigen Widerstand in der eigenen Partei wie auch bei Lehrern und Eltern ist Schulsenatorin Ingrid Stahmer (SPD) mit ihrem Plan gestoßen, an sieben Berliner Gymnasien eine fünfte Klasse einzurichten. Der Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Erhard Laube, kritisierte das Vorhaben als ersten Schritt zur Abschaffung der sechsklassigen Grundschule. Andere Gymnasien gerieten in Zugzwang, ebenfalls Fünftkläßler aufzunehmen. Dadurch verkämen die fünften und sechsten Klassen der Grundschulen zu „Restklassen“, die geplante Grundschulreform werde torpediert.
Auch der schulpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Peter Schuster, kritisierte das „skandalöse Verfahren“. Offenbar habe die Schulverwaltung die Gymnasien ermuntert, bereits vor der offiziellen Entscheidung Anmeldungen entgegenzunehmen. Eine Abkehr von der sechsklassigen Grundschule sei aber nur mit einer Änderung des Schulgesetzes möglich. Deshalb sollten die fünften Gymnasialklassen zunächst nicht eingeführt werden. Anfang nächsten Jahres solle das Parlament dann grundsätzlich über die sechsklassige Grundschule entscheiden. Die SPD-Fraktion wollte nach Schusters Angaben am Abend einen entsprechenden Beschluß fassen.
Schon bisher gibt es an 16 Berliner Gymnasien fünfte und sechste Klassen. Dabei handelt es sich aber um Schulen mit besonderem „pädagogischen Profil“ in alten Sprachen, Sport oder Musik. In Hinblick auf den Regierungsumzug haben jedoch vor allem CDU-Politiker die Anpassung des Berliner Schulsystems an das nordrhein- westfälische System mit einer vierklassigen Grundschule gefordert. taz
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