Berliner Tagebuch: Symbolisch fürs Ganze
■ Berlin vor der Befreiung: 11. März 1945
Foto: J. Chaldej/Voller Ernst
Ich will nicht nach Höfen oder Würzburg. [Im oberfränkischen Dorf Höfen befindet sich ein barockes Sommerhaus der Familie Boveri.] Ich glaube, was sich in Berlin ereignen wird, wird symbolisch sein fürs Ganze, und dies mitzuerleben, bin ich doch zurückgekommen. Augenblicklich besteht es in ungeheizter Wohnung bei einer Außentemperatur von unter Null Grad; noch halte ich es ganz gut aus, da ich körperlich noch manches zu tun habe, u. in Zeiten des vorhandenen Stromes das Öfchen anstelle. Zu meinem ergatterten gußeisernen Öfchen brauche ich 3 Knie u. 5 Meter Rohr; – dies erklärte mir gestern der Glaser, der mich aus eigener Initiative besuchte, was mich sehr freute. Er will mir helfen, es zu beschaffen, aber bis dahin ist es wohl warm. Wenn die Sonne scheint, ist es auch schön, nachdem ich nun wieder alle Fenster hab. Meine intakte Fensterfront wirkt unwahrscheinlich in der sonst ruinösen Hausfassade ... Margret Bovari
„Tage des Überlebens“, Berlin 1945, R. Piper & Co Verlag, München 1968
Margret Bovari (1900-1975), bis 1937 außenpolitische Redakteurin des „Berliner Tageblatts“, 1937-43 Auslandskorrespondentin der „Frankfurter Zeitung“ in Stockholm, New York und Lissabon, 1944-45 freie Publizistin in Berlin für „Das Reich“, dort noch in Nr. 12/22.4. 1945 „Ein Feind Deutschlands – Zum Tode von Roosevelt“.
Recherche: Jürgen Karwelat
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