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Berliner SzenenDas ist Kompetenz

Kolumne
von Björn Kuhligk

Berlin ist wild und gefährlich. Und unsere AutorInnen sind immer mittendrin. Ihre schrecklichsten, schönsten und absurdesten Momente in der Großstadt erzählen sie hier.

D er Sohn benötigt für den Schülerladen eine höhere Stundenbetreuung. Nach zahlreichen Anrufen und drei Briefen – die für uns zuständige Sachbearbeiterin ist nicht erreichbar und die Frist kommt näher – fahre ich zum Amt. Auf dem Flur lungern Erwachsene und Kinder herum. Ich treffe drei Mütter, die ähnliche Probleme haben. Ich finde das Zimmer der Sachbearbeiterin. An deren Tür klebt ein Zettel, dass man sein Anliegen in jedem anderen Zimmer vorstellen könne. Im Büro am Ende des Flurs hängen die üblichen Tierfotos aus der Apotheken-Rundschau und an einem Schrank der Satz: „Ganz Deutschland ist ein Irrenhaus und hier ist die Zentrale.“

Die beiden stämmigen Frauen, die sicherlich Steaks frühstücken, erzählen, dass meine Sachbearbeiterin seit zwei Monaten krank sei, dass überhaupt sehr viele im Hause dauerkrank seien, sie beide völlig überarbeitet und Anträge, Briefe usw. nicht bearbeitet werden könnten. Ich schildere mein Anliegen. Kein Problem, machen wir, wir kommen Ihnen entgegen, machen wir, geben wir gleich in den Rechner ein, dafür müssen Sie aber in Zimmer soundso. Vor jenem Zimmer, das einen Spaziergang von drei Minuten entfernt liegt, die gleiche Situation. Ich bitte eine Mutter, deren Kind im gleichen Schülerladen ist, einen Kaffee trinken zu können.

Nach einer halben Stunde bin ich zurück und zwei Meter weitergekommen. Vor mir ein Asiate, der wild auf seinem iPhone im dritten Level herumschießt. Ich lese Werner Herzogs „Vom Gehen im Eis“ und wie er Wochenendhäuser aufbricht, um darin zu übernachten. Kurz bevor ich das Buch beenden kann, stupst mich der Asiate an und sagt: Mach du erst mal, ich bin noch nicht fertig, und drückt weiter auf seinem Gerät herum. Ich gehe ins Zimmer, sie wissen Bescheid, die Bestätigung wird ausgedruckt, der Typ unterschreibt, stempelt, drückt mir das Papier in die Hand und sagt: Danke.

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