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Archiv-Artikel

Berliner Platten Die schönsten Frauenstimmen im Regionalwettbewerb: Elke Brauweiler, Joana Zimmer und Jocelyn B. Smith

Jocelyn B. Smith: „Expressionzz“ (Calufo/Soulfood)

Herzlich willkommen, meine sehr verehrten Damen und Herren, zum Berliner Regionalausscheid unseres immer wieder beliebten Wettbewerbs „Die schöne Stimme“.

Begrüßen Sie mit einem donnernden Applaus unsere erste Kandidatin: Elke Brauweiler. Bestimmt kennen Sie sie als Sängerin von Paula (deutsch) und Commercial Breakup (englisch). Nun, auf „Twist à Saint Tropez“, singt sie auch noch Französisch. Was nahe liegend war, wuchs Brauweiler doch zweisprachig auf und lebte später einige Jahre in Paris. Ausgesucht hat sie sich alte Hits und nicht ganz so berühmte Songs, gleich zwei des unvermeidlichen Serge Gainsbourg und einen von Adriano Celentano. Manche dieser bisweilen arg abgelutschten Lieder peppen Brauweiler und ihre Produzentenriege – dank Sequenzern und modischen Plug-Ins – recht erfolgreich auf. Aus dem sonst arg fröhlichen „Les Champs-Élysées“ wird nun ein angemessen verträumt-melancholisches Stimmungsbild und Françoise Hardys „La maison où j’ai grandi“ kommt bei Brauweiler sogar etwas aufgeräumter daher. Es sind vor allem Stücke, die eine ganz spezielle Sorte französischer Diven bekannt gemacht hat: France Gall, Brigitte Bardot oder Vanessa Paradis. In die reiht sich Brauweiler ein, auch wenn ihr Timbre zum Glück lange nicht so aufgesetzt erotisiert ist.

Joana Zimmer: „The Voice In Me“ (Polydor/Universal)

Ebenfalls bekannt aus Funk und Fernsehen ist unsere zweite Kandidatin. Bereiten Sie Joana Zimmer einen herzlichen Empfang. Eine junge Frau, die zwar blind, aber dafür umso stimmgewaltiger ist. Nur leider versorgt sie ihre Plattenfirma auch für ihr zweites Album „The Voice In Me“ wieder einmal nur mit totproduzierten Einheitssongs im abgesicherten Radioformat. Kein Wunder, die Auftragsschreiber beliefern sonst vornehmlich die kommerziell erfolgreiche Popelite. So klingt Zimmer nun zwar manchmal nach Shakira, aber meistens und vor allem immer wieder nach Mariah Carey oder Kylie Minogue. Was sicherlich auch daran liegt, dass die sich alle ja irgendwie gleich anhören. Das soll wohl vor allem internationales Niveau haben und ist doch nur belanglos. Schade, man hätte Zimmers unzweifelhaft großartiges Organ, das meist zugekleistert wird, auch gern mal einfach gehört.

Elke Brauweiler: „Twist …“, (Königskinder/SPV)

Da besteht keine Gefahr bei Kandidatin Nummer drei: Bitte Beifall für Jocelyn B. Smith, unsere lang gediente Berliner Vokalakrobatikinstitution. Die stellt auch mit 46 Jahren noch allein ihre Stimme ins Zentrum all ihrer Bemühungen. Ob Jazz oder Gospel, Mainstream-Pop oder Rock-Anklänge, afrikanische und lateinamerikanische Einflüsse, es ist schon ein wildes Sammelsurium da auf ihrem neuen, elften Album „Expressionzz“. Aufgenommen wurde live vor Publikum und mit äußerst versierten Musikanten, aber nicht nur deswegen ist die Umsetzung solide und gemütlich, bisweilen sogar etwas bieder. So müssen dann doch wieder Smiths Sangeskünste allein die Starrolle übernehmen. Mit denen interpretiert sie vornehmlich eigene Texte, inspiriert von der Bibel, unterstützt vom Chor der „Kirche zur Heimat“, gelegen im beschaulichen Zehlendorf. Noch mehr schöne Stimmen. THOMAS WINKLER