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Berliner LuftEine Münze für Kohl

die Berlin-Parlamentskolumne

von Anja Maier

Vor einer Woche hat Helmut Kohl seine letzte Ruhe gefunden. Es war alles ein bisschen unwirklich, als der raumgreifende schwarze Sarg von Straßburg nach Ludwigshafen geflogen wurde. Und wie er dann – bei sehr deutschem Wetter – auf dieser erstaunlich kleinen Barkasse „MS Mainz“ den breiten Rhein hochschipperte.

Gleich musste man an Maike Kohl-Richter denken. Kohls Witwe war die ganze Zeit, bis zum Tag seiner Beerdigung, bei ihrem verstorbenen Mann geblieben. Oder: Er bei ihr. Erst fast zwei Wochen lang im gekühlten Oggersheimer Bungalow, dann wurden beide nach Straßburg gebracht, von dort nach Ludwigshafen, hernach gen Speyer. Und schließlich in sein Grab, dessen Ort er sich vorab ausgesucht und gewünscht haben soll.

Man saß daheim vor dem Fernseher, hörte die Musik, sah die Bilder. Die Welt war nichts als Regen. Dort – im Helikopter, im Boot, in der Karosse – folgte eine Frau ihrem Mann durch Europa bis zu dessen Grab. Und man fragte sich: Was macht Maike Kohl-Richter, wenn dieser Tag zu Ende ist? Was wird das noch für ein Leben?

Schon wahr, es wäre auch eine Nummer kleiner gegangen. Aber es ging auch schon größer. Bei der Beerdigung von Winston Churchill 1965 beispielsweise wurde dessen Sarg auf der Londoner Themse transportiert. Am Ufer verneigten sich die Kräne. Ein wunderbares, ein pathetisches Bild.

Im Jahr 2017, bei der Beisetzung des einstigen Bundeskanzlers, twitterte ein mit dem Verstorbenen eng befreundeter Journalist einen Handyfilm aus dem Hubschrauber. Es sind andere Zeiten, fürwahr.

Unter Helmut Kohls Parteifreunden ist nun die Idee entstanden, eine 1-Euro-Münze mit dem Bild des Exkanzlers prägen zu lassen. Der Berliner CDU-Abgeordnete Frank Steffel soll im Finanzausschuss einen entsprechenden Vorschlag unterbreitet haben. Steffel hat wohl EZB-Chef Mario Draghi gebeten, über den Vorschlag „nachzudenken“, schreibt die Bild.

Wieder muss man an Maike Kohl-Richter denken. Wie sie es wohl finden mag, Tag für Tag beim Kramen in ihrer Geldbörse auf das Bild ihres ver­storbenen Mannes zu treffen. Ist sie froh? Oder wundert sie sich, dass es nicht der 100-Euro-Schein geworden ist?

Oder Kohls Familienangehörige. Weder seine Söhne noch deren Partnerinnen, noch die Enkel sind zum Trauergottesdienst nach Speyer gekommen. Vielleicht besser so. Bilder sind eine harte Währung.

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