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Berliner Adventskalender (11)Die Mops-Mutter in der Heide 11

Ausgestopfte Hasen, Füchse, Vögel und unzählige Möpse begrüßen die Besucher der "Heide 11". Aber nicht nur das Interieur des Neuköllner Raucher- und Mopsclubs ist urig, sondern auch die Wirtin Babette Palm.

Oh wie süß, ein Mops! Bild: dpa

Niesend und hechelnd tippeln drei Mopsdamen auf dem Steinboden der Raucherkneipe herum. "Vor sieben Jahren hat mein Mann die Frechheit besessen, an Krebs zu sterben. Da hab ich mir gesagt, so, du alter Sack, jetzt kauf ich mir nen Mops", erzählt die Wirtin Babette Palm mit rauchigem Lachen. Inzwischen hat die 55-Jährige drei solcher "Babys" und kümmert sich nicht nur um Hunde: "Babsy", wie sie von allen genannt wird, ist die Mutter des Neuköllner Kiezes rund um die Hasenheide.

"Nicht an meine Lederhose, meine Sonne", murrt Michael Forgber liebevoll und schiebt einen Mops sanft mit dem Fuß weg. Der Stammgast sitzt am Tresen mit "Klaus vom Haus", der über der Kneipe im Haus Nummer 11 der Hasenheide wohnt. In der Ecke unterhalten sich zwei Frauen beim Glühwein. Nur vier Gäste, und trotzdem ist es voll. Überall Weihnachtsbäume, rote Kugeln, Lichterketten, Glitzergirlanden, auf dem Tresen versperrt eine große Krippe die Sicht auf die Alkoholregale. Aus allen Ecken die leeren Blicke von ausgestopften Hasen, Füchsen und Vögeln, und an der Wänden hängen neben Geweih und Wildschweinkopf überall Fotos: Möpse über Möpse und ein paar von Babsy. Auf einem sitzt sie mit dunklem Lockenkopf auf einer großen BMW-Maschine. "Das war in meiner Hamburger Zeit, da war ich grad mal 21." Als Stripperin verdient sie damals auf der Reeperbahn ihr Geld, hat schon eine dreijährige Ehe hinter sich, Später führt sie in Berlin einen Sexclub in der Potsdamer Straße und wird 1982 mit der Heide 11 "solide Gastwirtin".

Unter ihrem linken Auge ist ein kleines blaues Herz tätowiert, zwischen bunten Schmetterlingen und Vögeln auf ihren Unterarmen eine Witwenrose. Als ihr Mann 2002 stirbt, schreibt sie ein Buch. "Erst wollte ich übers Witwewerden schreiben, aber das erleben ja tausende Frauen jeden Tag." So schreibt sie über ihre Stammgäste wie Michael Forgber. Der 65-Jährige mit Schnauzbart, grüner Haarsträhne und Lederhose kommt seit 23 Jahren her. "Ich hätte gern noch ein Tässchen", ruft er mit dem leeren Bierglas in der Hand. "Wenn mir hier einer verloren geht, dann geh ich den suchen", erzählt Babsy. Mal finde sie ihre Gäste im Krankenhaus, auch schon mal einen tot im Schlafzimmer.

Ihr Leben hätten ihr die Hunde gerettet, denn so ein Mops müsse morgens raus, da könne man nicht weinend in den Kissen liegen. Babette Palm gründet den ersten Mopsclub Berlins, lange treffen sich zwanzig Mopsfans jeden Sonntag in der Heide 11. Eigentlich wollen sie mit ihren Lieblingen lieber raus, doch im Hasenheiden-Park waren zu viele großen Hunde. "So n kleener empfindlicher Hund ist da verloren. Ein großer Hund bricht dem beim Spielen sofort das Rückgrat durch", sagt Babette Palm. Deshalb ruft sie Bürgermeister Buschkowsky an und bekommt tatsächlich eine eigene 500 Quadratmeter große Mopswiese hinter dem Hindu-Tempel. Einzige Bedingung für die kostenlose Nutzung: den Zaun reparieren. Damit ist der Bezirk das Problem mit den Dealern los, über die sich die Hindus mehrfach beschwert hatten.

Nicht nur um ihre eigenen drei Hundedamen kümmert sich die selbst ernannte Mops-Retterin. Schon 16 heimatlose Möpse hat sie an Hundefreunde vermittelt. Zweien ihrer Hunde hat Babette Palm ein Denkmal gesetzt: als große Tattoos über ihren Knöcheln. Und auch der dritte Mops soll demnächst per Stich verewigt werden.

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