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BerlinalieLife’s a beach

Künstlerpech. Da hatte ich mir den Anfang dieses Textes schon so schön zurechtgelegt, bevor Leonardo DiCaprio überhaupt einen Fuß nach Berlin (genauer: ins Ritz-Carlton – was wären wir bloß ohne den knallhart investigativen Journalismus der Headhunter-Postille B.Z.) gesetzt hatte. Und das hätte sich ungefähr folgendermaßen gelesen: Dass Leo im Jahre drei nach „Titanic“ gar nicht mehr der große Teenie-Schwarm ist, sondern von den Medien lediglich mit unerbittlicher Penetranz noch stets als solcher postuliert und zelebriert wird, umso quasi selbst „das öffentliche Interesse“ zu schaffen, das sie ja nun quasi dazu zwingt, permanent Berichte, Gossip und wilde Spekulationen über ihn zu veröffentlichen. Die Seiten müssen schließlich irgendwie vollgeschrieben werden, und Martin Schmitt mag ja nun auch ein süßes Lächeln besitzen, aber ihm mangelt es definitiv an der unzähmbaren Rock-’n’-Roll-Attitüde, auf die die Hamburger Illustrierten-Tussen mit ihrem Habitat-eingerichteten Leben und gezähmten Lover, die diesen ganzen Hype ja vor allem inszenieren, so mächtig abfahren. Dass Leonardo Wilhelm DiCaprio nun mal in erster Linie ein verdammt begnadeter Schauspieler mit Charisma ist, interessiert ohnehin keine Sau. Wobei man ja vorsichtig sein muss, wem gegenüber man sich als Leo-Fan outet, will man nicht als spätes Girlie verschrien sein.

Die nackten Zahlen jedenfalls schienen meine These zu untermauern. Schließlich: „Der Mann mit der eisernen Maske“ lief zwar ganz ordentlich, löste aber wahrlich keine Hysterie aus. Und wollten irgendwelche Teenies Woody Allens Alt-Herren-Stück „Celebritity“ sehen? Nöö. Aber nun gibt’s Leo halb nackich, und schon kreischen und heulen und zittern sie wieder.

Stutzig wurde ich erstmals, als ich am Samstag versuchte – rein aus Recherchegründen, versteht sich –, den gerade mal zwei Tage alten Stern mit Coverboy Leonardo zu kaufen. No chance. Erst im dritten Laden ergatterte ich gerade noch das traurig-zerfledderte letzte Exemplar. Ich weiß ja nicht, wie’s im Witwenviertel Wilmersdorf zuging (obwohl...), in Neukölln war Leo jedenfalls so gut wie ausverkauft. Und als ich dann zum „Berlinale-Palast“ fuhr, wusste ich auch, wo all die Hefte gelandet waren: in feuchten Teenagerhänden, die sich schon sechs, sieben Stunden vor der „The Beach“-Premiere gegen die Absperrgitter pressten.

Drinnen konnte man bei der Pressekonferenz derweil Zeuge werden, wie sich Journalisten für keine peinliche Frage zu schade waren, um die Leo-Mania noch kräftig anzuheizen. Partizipieren heißt schließlich profitieren. Warum will er nicht 10.000 Dollar für Bosnienflüchtlinge spenden? Hat er die Schlampe von All Saints wiedergesehen, seit er, was auch immer, auf dem Klo mit ihr getrieben hat? Wie viele Joints hat er in Thailand geraucht? Was hält er von Jörg Haider? Warum ist die Banane krumm (wohl auch B.Z. gelesen, Frau Schoenfelder)? Schöner Leo, armer Leo. Immer wieder vom Moderator ermahnt, doch bitte nur Fragen zum Film und auch den anderen Schauspieler, bzw. Teammitglieder zu stellen, erbarmte sich schließlich ein Kollege und wandte sich an den Regisseur: „Mr. Boyle, warum haben Sie Leonardo DiCaprio für die Hauptrolle gewählt?“ Wie sympathisch werden einem da doch die hingebungsvollen Fans draußen in Regen und Kälte. Am liebsten will man mit ihnen kreischen. Annette Kilzer

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