Berlinalie: Forumpreise
Auch im Forumsprogramm gab es in diesem Jahr wieder einige mit Geld und viel Ehren verbundene Preise. Zum Beispiel den vom „Bundesverband Kommunale Filmarbeit“ gestifteten „Caligari-Preis“, der intern auch unter „Halligalli-Preis“ firmiert. Mit dem Preis verbunden ist eine Prämie von 5.000 Mark. Dieser Betrag setzt sich aus Spenden von MitarbeiterInnen kommunaler Kinos zusammen. Die bekanntesten Preisträger vergangener Jahre waren Claude Lanzmann („Shoah“, 1986) und Béla Tarr („Satanstango“, 1994).
Verglichen mit jenen ist der in diesem Jahr ausgezeichnete Film – Dimos Avdeliodis' „Das Frühlingstreffen der Feldhüter“ – relativ kurz geraten. Kaum drei Stunden lang sieht man den Feldhütern zu, Polizisten, die die nicht ganz einfache Aufgabe haben sowohl die Felder als auch die Natur in einem kleinen griechischen Dorf zu schützen. Das Dorf wehrt sich mit südländisch agroanarchistischer Renitenz gegen die Vertreter der Staatsmacht, einige Feldhüter werden verschlissen oder müssen dran glauben. Dazu gibts eine hübsche Nacktbadeszene und ständig Vivaldi. Von „spielerischer Leichtigkeit“, „erfrischender Ironie“, „märchenhaften Zügen“ und „politischer Allegorie“ war in der Preisrede die Rede.
Der mit 20.000 Mark dotierte Wolfgang-Staudte-Preis ging an den kroatischen Regisseur Vinko Bresan für seinen auch sehr humorvollen Film „Marșal“ (der Geist von Marschall Tito). Eine nicht mit Geld verbundene lobende Erwähnung ging an den japanischen Dreistundenfilm „Truths: A Stream“ von Masahiro Tsuchihashi, in dessen erster Stunde sich ernsthafte existenzphilosophische Diskussionen aneinanderreihen und die Fragen nach Kunst und Selbstmord im Mittelpunkt stehen. Zehn Jahre arbeitete Masahiro Tsuchihashi an seinem Werk, was auch damit zu tun hatte, dass er alle paar Jahre seine Hauptdarsteller feuerte.
Den mit 10.000 Mark dotierten Friedensfilmpreis der Heinrich Böll-Stiftung erhielten die US-amerikanischen Filmemacher Frances Reid und Deborah Hoffmann für „Long Night's Journey Into Day“, der von der bewundernswerten Arbeit der südafrikanischen „Truth & Reconciliation Commission“ berichtet. Außerdem wurden gepriesen: Johan van der Keukens wunderschöner Dokumentarfilm „De grote Vakantie“, in dem er versucht, vor dem Hintergrund seiner Krebserkrankung eine Lebensbilanz zu ziehen („Preis der ökumenischen Jury der Kirchen“), „Cinéma Verité“, ein Film über den Dokumentarfilm von Peter Wintonick („Spezialpreis der ökumenischen Jury der Kirchen“) und der wunderbare Actionfilm „Monday“ des japanischen Regisseurs Sabu, der von einem durchgedrehten Angestellten erzählt. (Fipresci-Preis der Filmjournalisten).
Detlef Kuhlbrodt
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