piwik no script img

Berlinale Staralbum: Billy Bob ThorntonDer endlich Versöhnte

Billy Bob Thornton lässt tief blicken – sowohl während der Pressekonferenz als auch in seinem Film. Und lustig ist der Ex von Angelina Jolie auch noch.

Ein super Typ: Billy Bob Thornton. Bild: reuters

Gegen Ende der Pressekonferenz zu "Jayne Mansfield's Car" liefert ein Mitarbeiter von "Gottschalk Live" einen schönen Beleg dafür, warum man die ARD-Vorabendshow nicht vermissen wird, wenn sie demnächst mangels Zuschauerinteresse eingestellt wird. Die Frage an Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller Billy Bob Thornton lautete, ob er Angelina Jolie schon getroffen habe.

"Ja, schon vor Jahren", ist Thorntons gewitzte Antwort auf den Versuch des "Kollegen", Thornton Intimitäten zu entlocken über das Verhältnis zu seiner Exfrau, die derzeit ja auch in Berlin weilt, um ihr Regiedebüt "In the Land of Blood and Honey" zu bewerben. Und dann tut er ihm doch den Gefallen und sagt ein paar Belanglosigkeiten: Angelina sei seine "beste Freundin auf der Welt". Und der Brad ein super Typ.

Was man an dieser Stelle gern sofort an Billy Bob Thornton weitergeben möchte, denn nicht nur die Art, wie er den "Kollegen" charmant auflaufen lässt, macht ihn auf Anhieb sympathisch, sondern auch die Offenheit, mit der er sich den sonstigen Fragen der Journalisten stellt und sie nicht halbherzig abhakt wie manch andere Größen ihres Fachs.

Als er beginnt, von seinem Vater zu erzählen, "einem sehr gewalttätigen Iren", einem Veteran des Koreakriegs, "der nicht das Vermögen hatte, Gefühle zu zeigen", versteht man sofort viel besser, warum er diesen Film über Väter und Söhne und den Krieg unbedingt machen musste. Auch wenn er ihn mit russischem Geld machen musste, weil in den USA nur noch "lächerliche Komödien" kein Problem mit der Finanzierung haben. Persönlicher kann ein Film kaum sein.

So entsteht ein wirklich intimer Moment, wie er selten zustande kommt im Rahmen einer Pressekonferenz. Thornton lässt tief blicken, wenn er etwa davon erzählt, wie er sich seit dem frühen Tod des Vaters – Thornton war 17 – nach der Akzeptanz und Zuneigung älterer Männer sehnt, von Männern wie dem Schauspieler John Hurt, der schweigend neben ihm auf dem Podium sitzt, und dem abwesenden Robert Duvall, der im Film Thorntons Vater spielt – also beide, sowohl den Vater der von Thornton verkörperten Figur Skip Caldwell als auch ein Stück weit seinen eigenen, mit dem Thornton mittlerweile seinen Frieden gemacht hat. "Jayne Mansfield's Car" ist das Dokument dieser Aussöhnung.

Auch wenn das jetzt vielleicht nicht so rüberkam: Die Pressekonferenz war auch sehr lustig. Wie der Film im Übrigen auch.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • D
    davidly

    Wäre die Frage von einer Muttersprachler gestellt, hätte Thornton vielleicht nicht so antworten können. z.B. "Have you run into Angelina Jolie yet?"

     

    Auf die Frage "Have you met Angelina Jolie yet?" gibt's eigentlich nur die Antwort, die er gab. Doch, es ist trotzdem lustig.