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■ Berlin: CDU und Grüne verlierenKein Wahlkampfauftakt

Kein Zweifel: Der Sieger in Berlin ist die PDS. Fast mühelos holte sie vier Direktmandate in Ostberlin; auch die offenkundige Senilität von Stefan Heym konnte das nicht verhindern. Die PDS als stärkste Partei in Ostberlin mit mehr als 35 Prozent – das macht nachhaltig klar, daß es immer noch zwei Befindlichkeiten in Berlin gibt. Die West-CDU, die nach den Europawahlen die Undankbarkeit der Ostberliner als Grund für ihre Wahlschlappe bemühte, wird sich nach dem erneuten Debakel im Ostteil wohl gründlichere Gedanken machen müssen. Zwar hat man gegenüber den Europawahlen leicht zugelegt, doch gegenüber der Bundestagswahl 1990 fast neun Prozent verloren. Zu den ausgemachten Verlierern müssen auch das Bündnis 90/ Die Grünen gezählt werden. Bei den Europawahlen holten sie zwar für ganz Berlin hervorragende 14,3 Prozent, doch im Ostteil sah es schon damals wesentlich schlechter aus. Die alarmierenden Zeichen aber wurden ignoriert, der Absturz um nahezu fünf Prozent wird nun eine Debatte über das Profil der Gesamtpartei erzwingen, welche die Westberliner Grünen bislang ängstlich vermieden. Das Klassenziel in Bonn wurde zwar verfehlt, doch als ein heimlicher Sieger kann sich der SPD-Chef Ditmar Staffelt fühlen. Die SPD hat sich mit ausgeglichenen Wahlergebnissen in Ost und West als einzige Gesamtberliner Partei etabliert. Staffelt, der von manchem Parteigenossen nach den Schlappen der letzten Monate nur noch als Vorsitzender auf Abruf gesehen wurde, darf sich wieder fester im Sattel fühlen – von einer Situation, nun vorzeitig das Ende der Großen Koalition in Berlin einzuläuten aber ist die Berliner SPD weit entfernt. Auch das ist ein Ergebnis des Wahltags: Die Senatskoalition wird keiner mehr in Frage stellen. Gewählt wird hier im Herbst 1995. Gerd Nowakowski

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