■ Berlin-Besuch: Die Mauer ist ein historisches Denkmal
B E R L I N B E S U C H Die Mauer ist ein
historisches Denkmal
Rene Yeatman, 41, Deutschland
Ich komme aus zweierlei Gründen nach Berlin. Einmal wegen der veränderten politischen Lage. Zweitens, weil wir hier Urlaubsbekannte wiedersehen wollen, und das wollen wir miteinander verbinden. Wir sind fünf Tage da.
Die Veränderungen nach dem Mauerfall interessieren mich, und die Unterschiede zwischen Ost- und West-Berlin. Diese historischen Orte wie Checkpoint Charlie oder das Mauermuseum sind beeindruckend. Am meisten fasziniert mich, daß man jetzt wieder frei von der einen Seite zur anderen gehen kann. Seit der Wende ist es das erste Mal, daß ich Berlin besuche.
Erika: Warum wir nach Berlin gekommen sind? Schwere Frage. Wir wollten die Stadt sehen, wir sind zum ersten Mal hier. Die Stadt ist größer, als ich dachte. Wir machen Ferien, in Berlin bleiben wir zwei Tage.
Rinnie: Toll, daß die Mauer weg ist. Ich wollte sie mir immer mal anschauen, aber ich hatte keine Zeit. Jetzt will ich sehen, was davon übrig ist — und was die Berliner tun, um sie zu verstecken. Ich denke, es ist nicht gut, die Mauer einfach wegzuräumen. Die Teile, die noch da sind, sollten stehen bleiben. Das ist ein historisches Denkmal. Es ist ein wichtiges Gefühl, hier zu sein, es hat was mit Freiheit zu tun.
Ich wollte die Mauer sehen und wie sich alles verändert hat, you know. Es gibt hier soviel zu sehen. Es ist das erste Mal in meinem Leben, daß ich in Berlin bin. Ich mag Geschichte, hier kann man sie an jeder Ecke sehen. Ich habe mir West-Berlin etwas moderner vorgestellt, ein bißchen wie Downtown Seattle, da wo ich herkomme. Ich bin überrascht, wie heruntergekommen Ost- Berlin ist. Ich habe allerdings noch nicht soviel von der Stadt gesehen, ich bin mit meiner Frau erst heute morgen angekommen. Wir bleiben etwa noch fünf Stunden, dann fliegen wir nach Prag. Wir versuchen natürlich, an einem Tag soviel wie möglich zu sehen. Viel Zeit haben wir nicht. Amerikaner leben so schnell sie können.
Ich bin Weltreisende. Aber ich war noch nie in Berlin. Ansonsten war ich in jeder großen Stadt der Welt. Und das ist die letzte Stadt, die ich sehen will. Wissen Sie, ich bin fast 80. Berlin soll das feierliche Ende meiner ganzen Städtetouren sein. Ich reise seit 1964 in der Welt herum. Ich interessierte mich schon immer für Frieden und wollte die Denkmäler des Holocaust sehen. Es wühlt mich sehr auf, diesen Dingen hier zu begegnen und darüber nachzudenken. Es macht mich sehr traurig. Während des Dritten Reiches ging ich aufs College, und ich wußte kaum, was in Deutschland vor sich ging. Wir lebten unser Leben, dabei hätten wir etwas dagegen unternehmen müssen.
Meine Eltern sind Deutsche. Da wollte ich mir mit meinem Freund auf meiner Europareise das Land mal anschauen. Immerhin lebten hier meine Vorfahren. Ich bin zum allerersten Mal in Deutschland. In Europa werden wir zwei Monate bleiben.
Diese Stadt ist unglaublich. Wir waren gerade im Museum am Checkpoint Charlie, da steckt soviel Geschichte drin. Das kenne ich von Australien nicht. Gestern sind wir einfach in der Stadt herumgelaufen. Ich möchte soviel sehen, wie ich kann in den zwei Tagen, die wir hier sind.
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