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Bericht über geheime USA-Operationen im Iran"Das Schlachtfeld wird vorbereitet"

Nach einem Bericht des "New Yorker" weiten die USA verdeckte Geheimdienst- und Militäroperationen zur Destabilisierung des Iran massiv aus.

Angeblich sollen ethnische und regionale Spannungen im Vielvölkerstaat Iran angeheizt werden. Bild: reuters

GENF taz Die USA haben auf Anordnung von Präsident George Bush die verdeckten Operationen ihrer Geheimdienste sowie von militärischen Sonderkommandos im Iran zur Destabilisierung des Landes und seiner Regierung massiv ausgeweitet. Darüber berichtet der investigative US-Journalist Seymour Hersh unter Berufung auf zahlreiche Quellen in den US-Streitkräften und Geheimdiensten sowie im US-Kongress in der am nächsten Montag erscheinenden Ausgabe der Wochenzeitschrift The New Yorker unter der Überschrift "Das Schlachtfeld wird vorbereitet".

Die Ausweitung der verdeckten Operationen und ihre Finanzierung mit zunächst knapp 400 Millionen US-Dollar erfolgte mit Zustimmung führender Demokraten im US-Kongress, obwohl deren Präsidentschaftskandidat Barak Obama einen Krieg gegen den Iran bislang abgelehnt hat. Für den Fall seiner Wahl im November hat er direkte Gespräche mit Teheran "ohne Vorbedingungen" angekündigt.

Bush unterschrieb die geheime Anordnung für die Ausweitung verdeckter Operationen im Iran, über die Anfang Mai bereits die US-Zeitschrift Counterpunch berichtete, Mitte März. Erklärtes Ziel der Operationen ist es, "die iranischen Atompläne zu untergraben und zu versuchen, die Regierung durch Regimewechsel zu destabilisieren".

Bereits seit mindestens Anfang 2007 betreiben militärische Spezialkommandos sowie Agenten der Geheimdienste CIA, DIA und NSA verdeckte Operationen im Iran. Dazu gehören Sabotageakte gegen Militäranlagen und Einrichtungen ziviler Infrastruktur auf Irans Territorium sowie die Entführung und Tötung von Mitgliedern der Revolutionären Garden oder deren Verschleppung zu Verhören auf US-Militäreinrichtungen im Irak. Zudem werden ethnische Minderheiten wie die Baluchis, die Ahwazi-Araber im Südwesten Irans, kurdische Nationalistenverbände und andere Oppositions- oder Widerstandsgruppen finanziell, mit Waffen und anderen Mitteln unterstützt. Ziel ist es, ethnische und regionale Spannungen im Iran anzuheizen.

Mit der Anordnung von Bush wurden die Operationen erheblich intensiviert und auf die Unterstützung äußerst fragwürdiger Organisationen ausgeweitet. Zu den unterstützten Gruppen gehört neuerdings die fundamentalistische sunnitische Organisation "Dschundallah", zu Deutsch "Armee Gottes". Die Dschundallah operiert im iranischen Belutschistan entlang der Grenze zu Afghanistan und hat bereits mehrfach Anschläge auf iranische Regierungsvertreter und Zivilisten verübt. In einer Sendung des US-Fernsehjournalisten Dan Rather war kürzlich zu sehen, wie der Führer der Dschundallah seinem Schwager die Kehle durchschnitt. Sunnitische Fundamentalisten aus Belutschistan sind auch Scheich Khalid Mohammed, dem die Bush-Administration die Hauptverantwortung für die Planung der Anschläge vom 11. September 2001 zur Last legt, sowie Ramzi Yousef, der wegen seiner Beteiligung an dem Anschlag auf das World Trade Center im Jahre 1993 von einem US-Gericht zu lebenslänglicher Haft verurteilt wurde.

Unterstützung aus Washington erhält neuerdings auch der militärische Arm der iranischen Oppositionsgruppe Volksmudschaheddin - obwohl diese Gruppe vom State Department weiterhin als Terrororganisation geführt wird. Seit Anfang dieses Jahres häufen sich die Berichte aus dem Iran - auch in staatlich kontrollierten Medien - über Anschläge, Explosionen und andere gewaltsame Zwischenfälle.

Über die Intensivierung der verdeckten Operationen im Iran hinaus autorisierte Bush in seiner geheimen Anordnung auch Operationen gegen die Hisbollah und ihre Verbündeten im Libanon sowie zur Destabilisierung der syrischen Regierung.

An der bereits Ende 2007 erfolgten Bewilligung der zusätzlichen Haushaltsmittel in Höhe von 400 Millionen US-Dollar waren auf Seite der demokratischen Mehrheitsfraktionen im US-Senat und -Abgeordnetenhaus zumindest deren Führer Harry Reid und Nancy Pelosi beteiligt sowie die Vorsitzenden der beiden Geheimdienstausschüsse, Senator John D. Rockefeller und der Abgeordnete Silvestry Reyes. Ob Senator Obama seinerzeit eingeweiht wurde, ist bislang öffentlich nicht bekannt.

Inzwischen mehren sich in Washington zumindest intern Bedenken gegen die Ausweitung der verdeckten Operationen im Iran. Zahlreiche führende Militärs verstehen diese Operationen als Teil der federführend von Vizepräsident Richard Cheney betriebenen Vorbereitung eines Militärschlages gegen Iran, den sie entschieden ablehnen.

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13 Kommentare

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  • AW
    Alexander Wellbach

    Seit mehr als 20 Jahren haben wir eine ungehemmnte und brutale Amerkanisierung, die das Land und die Kultur systematisch aushöhlt.Es ist nicht der materielle Wohlstand der uns aushöhlt, es ist die antimenschliche Fratze des amerikanischen Kapitalismus.Die Fratze zerstört das Wesen und den Charakter des Menschen, der schleichend, aber diktatorisch zu einer Konsumleiche verkommt.Wenn wir uns die heutige Jugend in Deutschland anschauen, so müssen wir mit Bedauern feststellen, daß die meisten von denen, ohne es zu wissen, dem Konsumwahn verfallen sind.Auch das menschenverachtende Konkurrendenken, das schon massiv in der Schule gefördert wird, feuert noch zusätzlich den Konsumwahn an, so daß diese Kinder, die die Konsumleiter nicht mehr hochsteigen können, derart gepiesackt werden bis sich dies zu einem Lebenstrauma entwickelt.Daß die deutsche Politik dies unterstützt ist nur ein kleiner süsser Beigeschmack.Was wir als einzelne machen können, um diesen Wahn zu stoppen, ist die Boykottierung amerkanischer Produkte.Denn da wird wirklich an die Wurzel des Übels gepackt.An amerikanisches Kapital.Denn ohne Kapital sind die Amerikaner wertlos.Wenn wir uns darüber klar werden, kann jeder einzelne seinen wichtigen Beitrag leisten.Denn die Katastrophe mit dem Krieg wird kommen.

  • A
    anke

    Die machen es einem aber wirklich schwer, nicht an Verschwörungstheorien zu glauben! Heißt es nicht immer, schon der Versuch wäre strafbar?

  • D
    Domas

    Bitte, bitte verbrüdert euch mit den Menschen der USA, Canadas, Frankreichs, Italiens, Spaniens, Russlands, Bulgariens, Indiens, Schwedens, Portugals, Brasiliens und dem Rest der Welt.

     

    Sonst droht uns im neuen Kalten Krieg das Ende, denn tatsächlich sind diese Stellvertreterkriege nur das Präludium, um sich mit den Rivalen um Absatzmärkte und Rohstoffe zu schlagen.

  • T
    Thorben

    Es sind nicht die US Bürger, sie werden genau so missbraucht wie wir.

     

    George Bush Sen., amerikanischer Präsident, im Januar 1991 im Fernsehen:

    “Wir haben in unserer Geschichte zweihundert mal militärische Gewalt eingesetzt, und ich glaube, es gab fünf Kriegserklärungen”.

    Quelle: “National Zeitung”, 6. Dezember 1991, Seite 3.

     

    Da muss man nicht mehr fragen wer oder wo die Terroristen zu Hause sind.

  • A
    A.A.

    ‚Gut Ding will Weile haben’, sagt man doch, und sie hatten Weile, wenn man bedenkt, daß die Pläne bereits vor 12 Jahren (!) verabschiedet wurden. A Clean Break - A New Strategy for Securing the Realm: ein Master-Plan, der 1996 von PNAC Mitgliedern für die israelische Regierung erstellt wurde. Die Nahostpolitik der letzten Jahre ist lediglich eine Umsetzung des Plans. Irak, Iran und Syrien, diese Schlachtfelder werden schon seit Jahren vorbereitet. Was uns die Mainstreampresse derzeit auftischt, sind lediglich die PR-Mitteilungen der Akteure. Alles ist in Position gebracht, man bastelt sich nur noch die jeweiligen Auslöser – fixing the facts around policy. Irak ist ein musterhaftes Beispiel.

     

    Um das big picture zu sehen, sollte man sich die konzeptiven und politischen Akteure anschauen. Nationalistische Neocons, organisiert in Think-Tanks und alle im Dienste des ‘Project for the New American Century’(PNAC) – der Schmiede einer Pax Americana Weltanschauung. Fiktion? Leider nein, die Gründungsmitglieder der PNAC sitzen in der US Administration und das nicht erst seit Bush eingezogen ist.

     

    Bleibt uns noch der Hoffnungsträger Obama – als Drehbuch wäre er gewiß ein Kinoknüller in Hollywood. In der Realität ein Statist. Die Quellen seiner millionenschweren Wahlkampfspenden sind ein Indiz dafür. Israelische Lobbyverbände, wie z.B. der AIPAC, stellen über 50% der Gelder. Im März hiel er dort eine Rede und siehe da, sein nobles Ansinnen, mit den ‚Schurkenstaaten’ in Verhandlungen zu treten, wurde vom Tisch gefegt. Tja, wessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing – das ist ungeschriebenes Gesetz. Somit wäre auch der Dialog als Ausweg aus der Krisensituation verbaut.

     

    Den einzigen Hoffnungsschimmer sehe ich persönlich in der Rolle der SCO, Shanghai Cooperation Organisation. Iran, Indien und Pakistan haben derzeit noch einen Beobachterstatus – dies könnte sich jedoch schnell ändern und somit würde das Säbelrasseln aus Washington und Tel Aviv erstmal abklingen.

  • UF
    Ullrich F.J. Mies

    Die gefährlichsten Terroristen gegen den Wohlstand der Nationen und den Weltfrieden sitzen in der US-amerikanischen Regierung. Dieses Regime mit Weltherrschaftsanspruch versucht, sich die Welt Untertan zu machen:

    Einflußreiche Berater und Think Tanks sind die intellektuellen Täter und Strippenzieher organisierter Völkermorde und Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Hintergrund. Unter ihnen Zbigniew Brzezinski, der die Welt als Schachbrett zur Verwirklichung der geo-politischen "Ordnungsvorstellungen" der einzigen verbliebenen Supermacht USA versteht. Eurasien ist "...das Schachbrett, auf dem der Kampf um globale Vorherrschaft auch in Zukunft ausgetragen wird." (Zbigniew Brzezinski, Die einzige Weltmacht. Amerikas Strategie der Vorherrschaft, Berlin 1997)

    Wer die die Vorherrschaft will, will andere unterdrücken. Dies ist die "Freiheit", die sie meinen.

  • V
    vic

    Spätestens nach Tim Weiners "CIA" wird klar. USA fördern und bewaffnen einmal mehr die Gruppen gegen die sie später wieder Krieg führen werden. Es wurde schon immer so praktiziert.

    In jedem Fall jedoch dienten diese verdeckten "Vorbereitungen" bevorstehenden Kampfhandlungen.

    Ich wünsche von Herzen, die USA und ihre Vasallen bekommen eines Tages die Quittung für ihr tun.

    Die Erde wäre ein fiedlicherer Ort ohne sie.

  • S
    stimme

    was können wir dagegen tun?zumindest die zentrale in stuttgart verhindern oder?unserer liebsten angie schreiben?mh...

  • S
    Said

    Iranische Lösung:

    Eine Verschärfung der Sanktionen gegen Iran haben 70000 Iraner am Wochenende auf einer Kundgebung bei Paris gefordert. Der Nationale Widerstandsrat Irans hatte den Protest organisiert, um die EU-Staaten vor einer Beschwichtigungspolitik gegenüber dem Mullah-Regime zu warnen und für einen demokratischen Machtwechsel in Iran einzutreten. Wenn es zum Krieg kommt, sind welche, die sich als Linke!! bezeichnen, und versuchen immerwider iranische Opposition zu diskriditieren, daran schuldig. Weil so durch das Problem Iran in Sackgasse gezeigt wird.

  • B
    berni

    Die Spatzen pfeiffen.....

     

    Die Zeit drängt. Die jetzigen Kriegstreiber in USA, welche nicht mehr so lange handlungsfähig sein werden, bereiten gemeinsam mit den Machthabern in Israel das Feld vor. Dort und in Palästina muss jetzt erst mal etwas mehr Ruhe gemacht werden, um den Rücken für einen Schlag gegen den Iran frei zu bekommen. Und selbst wenn dann Obama drankommt, wird sein Berater Brzezinski schon seine Politik aufs "richtige" Gleis bringen! Demokraten oder Republikaner? Egal! Die Mächtigen wissen Ihre Marionetten zu steuern. Wir müssen uns daran gewöhnen: Der Hauptkämpfer gegen Frieden und Demokratie sitzt "überm Teich". Und unsere Mächtigen und deren Marionetten in D und EU sind erkennbar deren willige Befehlsempfänger und richten sich nach deren geostrategischen Ziele aus - oder teilen diese sogar.

     

    bäääh, da bleib ich doch beim Fussball.

  • C
    Chris

    Gibt es da nicht ein neu eingeführtes Gesetz in den USA, das dem Präsidenten in Kriegsfalle UNEINGESCHRÄNKTE politische Macht verleiht?!!!

  • SP
    Simon Pape

    ...verdeckte Operationen gegen Militärische oder Zivile Infrastrukturen... Oder zu Deutsch: Einfach mal wegbomben!

    Das nenne ich mal "War against terrorism".

    Irgendwie kann man dann auch viele Araber verstehen, die meinen, dass die USA sich terroristisch verhalten.

  • M
    Max

    Der nächste Krieg wird vorbereitet. Die Destabilisierung des Iran läuft übrigens schon länger. Was tut der Rest des angeblich so demokratischen Westens? Kuschen und mitspielen, was der Hegemon USA vorgibt. Das , was die USA überall auf der Welt inszenieren, ist Imperialismus reinsten Wassers. Rücksichtslose Machtpolitik. Große Teile der Erde werden von den USA oder deren Lakaienstaaten in Konflikte oder Krieg gestürzt. Wollen wir 'mal anfangen: z.B. Mitteleuropa. Der Feind ist Rußland. Darum brauchen wir im Osten der EU auch Abfangraketen gegen "iranische Angriffe". Süd- und Mittelamerika. Alles, was sich für eine gerechtere Verteilung von Wohlstand einsetzt, wird unter "Terrorismus" eingeordnet. Nordafrika? Subsahararegion? Da treibt sich ja Al-Kaida 'rum. Somalia- vom Nachbarn Äthiopien angegriffen. Und der wurde von den USA dazu aufgefordert.Die USA bomben am Horn von Afrika nach gutdünken.Speziell für Einsätze in Afrika entsteht in Stuttgart (das ist eigentlich in Deutschland, wohlgemerkt) die Befehlszentrale. Palästina, Libanon, Syrien? Im Jemen wird bei Bedarf ein Mensch durch US-amerikanische Marschflugkörper getötet. Der Irak? Schon erledigt. Weiter geht's. Den Iran "sturmreif" destabilisieren. Der nächste Nachbar: Afghanistan. Alles natürlich zum Wohle der Afghanen. Eh klar. Pakistan: entweder kuschen und mitspielen oder Bomb..Bomb...Bomb...auch noch Pakistan? Der Kusch-Bogen: Thailand,Malaya, Indonesien, Philipinen. Die tun besser nix falsches. Nordkorea? Sogen. Schurkenstaaten allüberall.Die USA definieren ,wer Schurke ist und Folterstaat. Selber sind sie Kriegstreiber, Völkerrechtsverletzer, Angriffskrieger, Folterer. Das alles unter dem Vorwand "11.9.2001". Und wäre die Welt nicht so abhängig vom Wohlwollen des Hegemons wäre Bush schon längst wegen der Anklagepunkte des Nürnberger Kriegsverbrecherprozesses angeklagt.