Eine gewissenhafte Umfrage von Lesernunter Dompteuren beantwortet die Frage,ob es möglich ist, einen Tiger zu reiten: Beratung im indischen Dschungel
betr.: „Grüne wollen Tiger reiten“, taz vom 27. 8. 01
Außenminister Fischer ließ es sich im indischen Dschungel von Einheimischen bestätigen, Mitglieder des Parteirats der Grünen führten eine umfangreiche und gewissenhafte Umfrage unter Direktoren und Dompteuren der renommiertesten Zirkusse im In- und Ausland durch. Dann, als auch die letzten Zweifel ausgeräumt waren, als unverrückbar fest stand, dass es noch nie jemand geschafft hat und es nach menschlichem Ermessen auch nie jemand schaffen wird, da durfte Ralf Fücks, Mitglied der Grundsatzkommission der Grünen, in einem Interview folgendes Fazit ziehen: „Die Frontalopposition gegen die Globalisierung teilen wir nicht. Wir müssen den Tiger reiten.“
MANFRED STACHE, Pinneberg
Die Äußerung von Ralf Fücks erinnert fatal an die Äußerung von Willy Brandt: „Wir dürfen die Kuh nicht schlachten, die wir melken wollen.“ Zu Zeiten der Vollbeschäftigung kann man solche Äußerung entschuldigen. Nach zwanzig Jahren Sozialabbau und durchschnittlich über zehn Prozent Arbeitslosen wissen wir, wer gemolken wird. Insbesondere nach dem Zusammenbruch des Kommunismus in Osteuropa diktieren die Konzerne die Politik und SPD und Grüne sind gerade gut als Handlanger.
Globalisierung bedeutet da nur, die Ausbeutung weltweit so zu gestalten, dass möglichst wenig Störfaktoren auftreten und man alle gegeneinander ausspielen kann. Die Regierungschefs müssen das organisieren und notfalls mit der schnellen Eingreiftruppe sicherstellen. Aber für Joschka Fischer und seine Partei ist das ja nur die Meinung eines abgestandenen linksradikalen Antikapitalisten. Sie werden es deshalb kaum merken, wer wen reitet!
DIETER BURGMANN, Hohenstadt
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