Belgier rebellieren gegen Regen: Wetterdienst soll vor Gericht
Der mangelnde Sonnenschein bringt die Bürgermeister der belgischen Küstenorte auf die Palme. Schuld daran ist ihrer Meinung nach der belgische Wetterdienst.
Irgendwie sind alle Belgier tief in ihren Herzen kleine Rebellen. Sie wollen viele Selbstverständlichkeiten einfach nicht akzeptieren: zum Beispiel, dass ihre Fußballmannschaft einfach zu schlecht ist, um bei internationalen Turnieren mithalten zu können.
Genauso wenig scheinen einige Flamen zu begreifen, dass sich das Land einfach nicht teilen lässt – zumindest nicht, solange weder Flamen noch Wallonen auf die Hauptstadt Brüssel verzichten wollen. Sie versuchen es immer wieder mit Forderungen nach der flämischen Unabhängigkeit und scheitern. Aber nun treiben es die Belgier auf die Spitze: Sie rebellieren sogar gegen das Wetter.
Ja, Sie haben ganz richtig gelesen. Die Belgier wollen es einfach nicht akzeptieren, dass der Sommer verregnet ist und der große Touristenboom an ihrer Küste damit wohl ausbleiben wird.
Einige Küstenorte wollen deshalb den Wetterdienst „Météo Belgique“ verklagen. Die Bürgermeister sind sauer, dass der Wetterfrosch regelmäßig ein „verdorbenes“ Sommerwetter voraussagt und das gleich bis September. Solch langfristige Vorhersagen seien wissenschaftlich höchst fragwürdig, meinen die Tourismus-Verantwortlichen von der belgischen Küste.
Vor allem aber fürchten sie, dass mit diesen Vorhersagen noch mehr Menschen davon abgehalten werden, sich überhaupt auf den Weg zu machen ans belgische Meer. Die Stadt Knokke hat nun einen Anwalt damit beauftragt, eine Klage gegen den Internet-Wetterdienst zu prüfen. Anfang August wollen sich die Bürgermeister der Küstenorte zu einer Krisensitzung treffen. Unterstützung bekommen sie von den Betreibern der belgischen Freizeitparks. Auch die beschweren sich darüber, dass auf der Internetseite von „Météo Belgique“ in der langfristigen Prognose für den Monat Juli von „überdurchschnittlichem Niederschlag“ gesprochen wird. Das sei schlecht fürs Geschäft.
Verständlich ist das durchaus. Der Sommer scheint in dieser Jahr einfach nicht anzukommen in Brüssel. Aber ob dagegen eine Klage gegen die Wetterfrösche hilft, darf man bezweifeln. Mein Urlaubsort wird aber bestimmt nicht die belgische Küste sein.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Trump und die Ukraine
Europa hat die Ukraine verraten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Gerhart Baum ist tot
Die FDP verliert ihr sozialliberales Gewissen
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Trump und Putin
Bei Anruf Frieden