: Bekenntnisse ablegen
■ Feiertags-Debatte in der Bürgerschaft: Wortreiches Für und Wider
Bußtag weg? Pfingstmontag weg? Oder doch lieber weiter feiern wie bisher? Hamburgs Bürgerschaftsabgeordnete konnten sich gestern abend bis zum Redaktionsschluß noch nicht entscheiden, welcher Feiertag in Hamburg ab 1995 zur Finanzierung der Pflegeversicherung abgeschafft werden soll. Kurz vor 20 Uhr wurde die Debatte unterbrochen, weil die CDU sich zu einer Beratung hinter verschlossene Türen zurückzog.
Bereits zuvor hatte sich, quer durch die Fraktionen, der Feiertags-Riß aufgetan, lediglich die GAL präsentierte sich geschlossen als Retter der Feiertagskultur.
Ansonsten gab es viele mehr oder weniger heilige Worte, die Hamburgs Politiker für und wider das Büßen und Beten fanden:
Uwe Grund (SPD, kontra Bußtag): „Ich will ein Bekenntnis ablegen. Es ist bitter, daß nun ein Feiertag gestrichen werden muß. Wir werden jedoch diese Lösung einer weiteren finanziellen Belastung der ArbeitnehmerInnen vorziehen.“
Willfried Maier (GAL, pro Bußtag): „Feiertage verscherbelt man nicht. Ich bin kein Kirchenmitglied, auch kein sonderlich religiöser Mensch. Aber es widerstrebt mir zutiefst, wenn ich wahrnehme, wie zusehends jeder Tag des Jahres und jedes Stück Erde nur noch unter Pfennig- und Mark-Gesichtspunkten betrachtet wird.“
Hartmuth Wrocklage (SPD-Innensenator, kontra Bußtag): „Der Bundesgesetzgeber hat gesprochen. Ich bitte Sie, das Feiertagsgesetz des Senats anzunehmen.“
Markus Wegner (Statt-Partei, pro Bußtag): „Ehre Deinen Vater und deine Mutter, damit du lang lebest in dem Land, das der Herr, Dein Gott, dir gibt. Ich bitte darum, sich etwas anderes einfallen zu lassen als die Abschaffung eines Feiertags.“
Roland Salchow (CDU, pro Bußtag, kontra Pfingstmontag): „Das Pflegeversicherungsgesetz ist ein sozialer Fortschritt, der Bußtag ein Wahrzeichen norddeutscher Kultur. Deshalb plädiere ich dafür, den Pfingstmontag abzuschaffen.“
Achim Reichert (Statt-Partei, kontra Bußtag): „Die Meinung der Statt-Partei ist gespalten.“ uex
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