Beispiele belasteter Lebensmittel: Gift in der Schokolade
Welche Lebensmittel sind mit Giften und Schwermetallen belastet? Drei Beispiele der Kontrolleure, die keineswegs den Appetit anregen.
Cadmium in Spinat: Im gesunden Gemüse Spinat, das in der Vergangenheit bereits durch hohe Nitratbelastungen in Verruf geraten war, fand sich im Jahr 2008 durchgängig Cadmium. Das Schwermetall, das sowohl natürlich in der Erdkruste vorkommt als auch vom Menschen in die Umwelt gebracht wird, führt bei längerfristiger Aufnahme zu Nierenschäden und ist zudem als krebserzeugend eingestuft. Seit Anfang 2009 gilt in der Europäischen Union ein strengerer Grenzwert.
Beim Spinat wurde der zulässige Höchstgehalt in 12 Prozent der Proben - überwiegend aus Deutschland - überschritten; bei weiteren 7 Prozent der Spinatproben war der Höchstgehalt zu mehr als 75 Prozent ausgeschöpft.
Als Konsequenz fordert das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit "weitere Überwachungsmaßnahmen". Zudem sollte die Empfehlung, Spinat nur noch auf cadmiumarmen Böden anzubauen, stärker berücksichtigt werden.
Erhöhte Cadmiumwerte fanden sich zudem teilweise in Putenfleisch, in Reis und in Bitterschokolade.
Ochratoxin A in Schokolade, Lakritz und Gewürzen: Der Giftstoff Ochratoxin A wird von Schimmelpilzen beim Wachsen abgegeben. "Er ist sehr giftig", sagt Hermann Kruse, Toxikologe an der Uniklinik in Kiel.
Zwar sei unklar, wie er beim Menschen wirke. Experimente an Mäusen hätten aber gezeigt: Ochratoxin schädigt das Immunsystem, sorgt für Leber- und Nierenschäden, kann in hohen Dosen gar zu Tumoren führen und zieht Fehlentwicklungen bei Neugeborenen nach sich.
Besonders häufig wurde das Schimmelgift in dunkler Schokolade gefunden. Hier waren sämtliche Proben belastet. Unmittelbare Gefahr besteht allerdings nicht: Die Dosis, die den Mäusen in Versuchen verabreicht werde, sei um ein Tausendfaches höher als die in Schokoladen gefundene Menge, sagt Toxikologe Kruse: "Man kann gar nicht so viel Schokolade essen, um eine gefährliche Dosis des Gifts aufzunehmen." Trotzdem appelliert er an die Hersteller, die Dosis zu minimieren - und Kakaobohnen schnell zu verarbeiten und allenfalls im Trockenen bei guter Durchlüftung zu lagern.
Daneben fand sich das Gift auch häufig in Lakritze und Paprikapulver. Hier wurde der in der EU geplante Grenzwert bei 15 Prozent der Proben überschritten.
Amitraz in Birnen: Das aktuell in türkischen Birnen gefundene Amitraz wirkt als Giftstoff gegen Insekten und Milben. Weil der Stoff besonders giftig ist, ist er in Deutschland nicht zugelassen. Seit 2008 darf das Pestizid in der gesamten EU nicht mehr eingesetzt werden. Es kann zu Sprachstörungen, Schläfrigkeit und niedrigem Blutdruck führen, vor allem bei Kleinkindern. Bei Imkern ist das Insektizid zudem gefürchtet, weil es auch gegen Bienen toxisch wirkt.
Untersucht wurden in diesem Jahr Birnen aus unterschiedlichen Ländern; kritisch waren ausschließlich Früchte aus der Türkei. Diese überschritten die zulässigen Grenzwerte allerdings erheblich: Bis zu 1.500-mal so viele Rückstände und Gifte wie tolerabel wurde gefunden. Damit gelten diese Birnen offiziell als "nicht sichere Lebensmittel", in einigen Fällen als "gesundheitsschädlich". Sie wurden in den vergangenen Tagen vernichtet.
Der baden-württembergische Verbraucherminister Peter Hauk (CDU) fordert als Konsequenz "EU-weite Einfuhrbeschränkungen für Birnen aus der Türkei".
MALTE KREUTZFELDT
HANNA GERSMANN
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