: Beim HSV wird alles gut
NACHHALTIGKEITSBERICHT Der Hamburger SV entdeckt seine „Corporate Social Responsibility“
Im Hamburger Volkspark geht es jetzt um mehr als nur Titel: Als erster deutscher Fußballclub hat der Hamburger SV einen Bericht vorgelegt, der über seine ökonomischen, ökologischen und sozialen Leistungen aufklären soll. Zusammengetragen wurden dafür alle Aktivitäten, die zum Thema passen. Der Bericht richtet sich weitgehend nach den Standards der Global Reporting Initiative (GRI) – auch wenn einige der dort vorgeschriebenen Indikatoren nicht zu erfüllen seien, so Vereinssprecher Lars Wegener: Weil sie auf die Industrie ausgelegt seien.
Kernprojekt der Nachhaltigkeit ist die Initiative „Hamburger Weg“. Vor drei Jahren gegründet, fördert der Verein hier gemeinsam mit seinen Sponsoren soziale Projekte. Auch Spieler des Bundesligisten engagieren sich dafür freiwillig. Im Projekt „Zweikampfverhalten“ etwa trainieren sie mit Jugendlichen Fairness auf dem Fußballplatz. Auch Initiativen gegen Rassismus, Diskriminierung und Gewalt werden in dem Bericht erwähnt.
Nachholbedarf hat der HSV offensichtlich im Umweltbereich: Nur vier der 55 Seiten befassen sich mit „klimaneutralem“ Reisen und Umweltschutz überhaupt. 30.000 Euro spendete der HSV im vergangenen Jahr an die Initiative „Atmosfair“, um den CO2-Ausstoß seiner Europacup-Flugreisen auszugleichen. „Natürlich wünschen wir uns, dass das nächstes Jahr auch so wird“, sagt Vorstandsmitglied Katja Kraus. Zumindest die Dienstwagen wolle man „perspektivisch“ überprüfen, aber: „Bei den Autos unserer Spieler wird das vielleicht schwieriger.“
Für sein Stadion formuliert der HSV vor allem Ideen: Nachgedacht werde über wasserspülungslose Urinale, die Wärmeenergie soll künftig eine Biogasanlage liefern. Auch der Plastikbecher steht zur Diskussion.
Außen vor bleibt im Bericht das Merchandising: Man lasse sich von den Lieferanten grundsätzlich Zertifikate wie das Tüv-Siegel zeigen, sagt Wegener. Aber man sieht offenbar noch Potenzial: „Wir nehmen alles unter die Lupe“, verspricht Katja Kraus. Gut klingende Pläne gibt es genug. Erstklassigkeit auch bei sozialer und ökologischer Verantwortung, das ist das Ziel. Wenn der HSV Nachhaltigkeit nicht nur als Imagepfleger versteht, ist ein Anfang gemacht. JANNIS FRECH