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Archiv-Artikel

„Bei Schüzti schmeckt’s“

In einer Berliner Kita wird seit 1999 biologisch eingekauft und gekocht. Die Kinder erfahren viel über gesunde Ernährung – und bringen ihre Kenntnisse auch nach Hause

Rund 140 Kinder werden von montags bis freitags in der Berliner Kita „Bambino“ von Brunhilde Schütz mit biologischem Essen versorgt. Regelmäßig schauen die Kinder in der Küche vorbei: Ein Tee oder ein Stück Obst ist immer drin. Und bei solchen Gelegenheiten beteiligen sie sich manchmal an den Essensvorbereitungen: Sie schneiden klein, backen bei Festen Brot oder Kuchen oder gehen ihrer Lieblingsaufgabe nach. Mit Messer und Brettchen versorgt, zerkleinern sie Äpfel, Apfelsinen oder was sonst der Bio-Lieferant in die Küche geschleppt hat.

„Auf diese Weise bekommen die Kinder viel mit“, sagt Brunhilde Schütz. „Sie lernen die verschiedenen Lebensmittel kennen, erfahren, warum das eine Produkt gesund ist und das andere weniger und was Vitamine oder Fette sind.“

Dass in der Kita nach biologischen Richtlinien eingekauft und gekocht wird, war nicht immer so. Zu DDR-Zeiten, die Kita liegt im Osten Berlins im Bezirk Prenzlauer Berg, wurde zwar auch vor Ort gekocht, aber nicht besonders gesundheitsbewusst. So gab es für die Kids fast jeden Tag Fleisch. Heute wäre dies allein aus Kostengründen nicht mehr möglich, denn pro Kind und Mahlzeit stehen 1,07 Euro zur Verfügung – zu wenig für Geflügel, Schwein oder Rind. Und dies ist schon ein erhöhter Satz. Der Bezirk lässt sich die biologische Ernährung sieben Cent kosten. Statt dessen serviert Schütz Aufläufe, Eintöpfe oder Getreideprodukte.

Umgestellt wurde die Küche im Jahr 1999 im Rahmen des Agenda-21-Projekts „Pro Agora“. Es war ein Pilotprojekt für den Träger der Kita, den Bezirk. „Alarmiert war ich damals schon durch verschiedene Berichte in den Medien über mangelhafte Lebensmittel und Ernährungsweisen. Mit dem Projekt wurde ich für eine Küche nach biologischen Kriterien motiviert. Seminare, Vorträge und Schulungen sensibilisierten mich für eine andere Ernährung“ sagt die Köchin.

Mittlerweile hat die „Bambino“-Küche Wellen geschlagen. Drei weitere Kitas im Bezirk haben ihre Küchen umgestellt. Des Öfteren schauen, so die Kita-Leiterin Marita Kahl, Vertreter von Schulen und weiteren Kitas vorbei, um sich die umgestellte Küche in Theorie und Praxis erklären zu lassen.

Für Kahl ist die biologische Ernährung der Kinder ein großes Plus. Denn nach ihren Angaben wollen rund ein Drittel der Eltern, dass ihre Kinder „Bambinos“ werden, weil sie von den hohen Qualitäten der Küche gehört haben. Um es mit einem Spruch der Kinder zu sagen: „Bei Schüzti schmeckt’s am besten“. Deshalb nehmen sich viele Eltern das Kita-eigene Kochbuch zu Herzen und kochen auch zu Hause nach Rezepten, die für die „Bambinos“ von Schütze und einigen Eltern entwickelt worden sind.

TILMAN VON ROHDEN