Bebauung am Schlossplatz: Müller will ein Wörtchen mitreden
Anlässlich des Bebauungsplans für das Humboldtforum wendet sich der Bausenator gegen abgeschottete Bauten des Bundes wie das Bildungsministerium. Thyssen-Krupp-Sitz neben Schloss offen
Der Wiederaufbau des Stadtschlosses als Humboldt-Forum ist einen Schritt weiter. Der Senat hat am Dienstag einen Bebauungsplan für das großteils vom Bund finanzierte Projekt beschlossen, dem im März auch das Parlament zustimmen soll. Laut Bausenator Michael Müller (SPD) könnten die Arbeiten dann noch in diesem Jahr beginnen. Müller forderte aus diesem Anlass mehr Mitsprache bei Bauten des Bundes: "Wir freuen uns über Aktivitäten des Bundes, aber wir wollen eine offene, erlebbare Stadt haben", sagte er mit Blick auf das künftige, abgeschottete Bildungsministerium am Spreebogen. Darüber wolle er mit Bundesbauminister Peter Ramsauer (CSU) sprechen.
Bis 2018 soll das alte Hohenzollern-Schloss wieder entstehen, mit historischen Fassaden an drei Seiten. Das Land steuert zu dem 590-Millionen-Projekt lediglich 32 Millionen bei. Müller legte Wert auf die öffentliche Nutzung des Gebäudes, das die Sammlungen außereuropäischer Kunst sowie Ableger der Humboldt-Universität und der Zentral- und Landesbibliothek beherbergen soll. Heraus hob er eine Nord-Süd-Verbindung quer durch das neue Schloss, dass nach Plänen des italienischen Architekten Franco Stella errichtet wird. Auf dem Flachdach des Gebäudes ermöglicht der Bebauungsplan zudem ein Café.
Ganz anders soll das künftige Bildungsministerium am Spreeufer unweit des Hauptbahnhofs aussehen. Landes- und Bezirkspolitiker aller Fraktionen hatten für das Erdgeschoss Geschäfte und Cafés gefordert, um das Regierungsviertel offener zu gestalten, konnten sich aber gegen den Bund nicht durchsetzen.
Offen zeigte sich Müller gegenüber einem Vorstoß des Thyssen-Krupp-Konzern. Der will gegenüber dem Schloss - vor dem Ex-Staatsratsgebäude, das eine private Hochschule beherbergt - einen Glaswürfel als Hauptstadtrepräsentanz errichten. Müller nannte das "ganz spannend" und ein "positives Signal für die Hauptstadt", sprach aber auch von einem "Bruch in der Gestaltung". Er wolle sich für die Entscheidung Zeit lassen.
Kulturstaatssekretär André Schmitz hingegen hat den Bau bereits abgelehnt, weil er den Blick auf das Zentralratsgebäude beeinträchtigen würde. Er regte an, Thyssen-Krupp möge stattdessen wenig weiter auf der anderen Spreeseite die 1962 abgerissene Bauakademie wiedererrichten. An die erinnert derzeit nur ein mit Planen behängtes Gerüst. Müller äußerte sich dazu skeptisch: Eine wiedererrichtete Bauakademie müsse öffentlich nutzbar sein. Das aber hält er für wenig wahrscheinlich, wenn ein privater Nutzer wie Thyssen-Krupp einzieht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Berliner Sparliste
Erhöht doch die Einnahmen!
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid