Beate Schederschaut sich in Berlins Galerien um:
Bekanntlich fühlte sich der französische Schriftsteller Stendhal im Jahr 1817 bei seinem Besuch in der Florentiner Santa Croce von der Kunst derart überwältigt, dass er nach Verlassen der Kirche vor Erschöpfung umzufallen drohte. Im Gegensatz zu dieser klassischen Form des Stendhal-Syndroms könnte einem in der Fondation Vasarely sogar schon direkt vor der Kunst der Schwindel überfallen – weil einem die großflächig inszenierte Op-Art die Sinne verwirrt. Nicht nur von dieser physischen Wirkung der Kunst Vasarelys handelt Philipp Guflers Video „The Responsive Body“, das er in dem französischen Museum filmte. Vielmehr entspann Gufler dort mittels Texten der Op-Art-Pionierin Bridget Riley und gemeinsam mit anderen Künstler*innen Gedanken zu Gender und Identität. Auch Guflers Siebdruckserie „Quilts“ handelt von der Fragilität (queeren) menschlichen und künstlerischen Daseins – alles in allem anzuschauen und nachzulesen bei BQ (bis 29. 2., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Weydingerstr. 10).
Verwirrend ist an Lada Nakonechnas Einzelausstellung bei Eigen + Art schon allein die Hängung. Jeden Tag wählen die Galeriemitarbeiter*innen aus Nakonechnas Zeichnungen und drucken einzelne aus, die dann an einer Wand aufgehängt werden, der Rest lehnt an einer weiteren, fast so als befände man sich im Schaulager. Immer neue Perspektiven schafft die ukrainische Künstlerin so auf ihre Arbeiten, was man auch als Anspielung auf die Willkür verstehen könnte, mit der Gebiete zu diesem oder jenem Territorium erklärt werden. Denn genau darum geht es Nakonechna: um die politischen Auswirkungen von Grenzverschiebungen und Besitznahmen von Landschaften. Symbolisch sind daher etwa auch die Farben zu deuten, mit denen sie drei schwarz-weiße Transferdrucke überzogen hat: Schwarz, Blau, Rot wie die Flagge der proklamierten, international nicht anerkannten „Volksrepublik Donezk“ (bis 20. 2., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Auguststr. 26).
Vor zwei Jahren schon hat Ari Benjamin Meyers sein vielschichtiges kompositorisches Porträt der Violinistin Ayumi Paul, „Solo for Ayumi“ bei Esther Schipper aufgeführt. In der Schering Stiftung wird dieses nun noch einmal auf neue Weise interpretiert. Jeweils von 12 bis 18 Uhr kann man an den beiden Tagen der Musik lauschen, die auf Erinnerungen Pauls basiert. Am Samstag folgt im Anschluss an die Performance eine Präsentation von Meyers neuer Publikation und ein Gespräch des Künstlers mit der Neuropsychologin Daniela Sammler (18. u. 19. 1., 12–18 Uhr, Unter den Linden 32-34, Buchpräsentation und Gespräch: 18. 1., 18.15 Uhr).
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