Beate Schederschaut sich in Berlins Galerien um:
Der Projektraum Very liegt in einem Hinterhof in Berlin Gesundbrunnen in einer ehemaligen Kutschengarage. Als der Künstler Dirk Bell, der zuvor dort sein Studio hatte, seinen Lebensmittelpunkt aufs Land verlagerte, funktionierte er die Räumlichkeit gemeinsam mit Silva Agostini, Mariechen Danz, Sarah Schönfeld, Nils Petersen und Anna Zett zu einem Kunstraum um. Seit April 2018 finden dort Ausstellungen statt, Performances und Interventionen, bei denen oft Begegnungen im Mittelpunkt stehen – zwischen Künstler*innen, Besucher*innen und allen zusammen. So wie auch in der aktuellen Schau: Danz lud dafür das Künstlerinnenkollektiv Peles Empire ein, die wiederum die Kunstkooperative CargoCult dazu holte, was ästhetisch wie konzeptuell wunderbar aufgeht, beschäftigen sich doch beide Gruppen auf ihre Art mit der Abbildbarkeit oder Erzählbarkeit von Realität (bis 8. 11., nach Vereinbarung unter very.project.space@badstr66.com, Badstr. 66).
Für Erzählweisen interessiert sich auch Peter Voss-Knude, genauer gesagt dafür, wie die Prinzipien des Storytellings Eingang in politische Diskurse finden. Ausgangspunkt seiner Ausstellung in der Galerie Wedding ist ein fiktionaler Text, den ein Historiker und Krimiautor im Auftrag der dänischen Regierung als Grundlage für militärische Übungen zur Terrorabwehr schrieb. Es ist ein Text, der – davon kann man sich in der Ausstellung überzeugen – vor Stereotypen, Rassismen und Sexismen nur so strotzt, eine schablonenhafte Vision von dem, was geschehen könnte. Zweifelhafte Hellsehereien, die der Künstler unter anderem mit einem riesigen Rosenquarz, den er vor den Eingang der Galerie gestellt hat, in Zusammenhang mit der gerade so boomenden Esoterik bringt. Voss-Knude plädiert für einen sensiblen Umgang mit Sprache anstelle kruder Deutungsmuster (bis 26. 10., Di.–Sa. 12–19 Uhr, Müllerstr. 146/147).
Auf die Fluidität von Narrativen in der digitalisierten Welt und Identitätskonzepte, die hergebrachte Dichotomien aushebeln, zielt indes die diesjährige Ausgabe des 3hd-Festivals unter dem Titel „Fluid Wor(l)ds“ ab. Fiktionen und das Unterbewusste werden dabei als alternative Zugänge zur immer komplexer werdenden Welt druchleuchtet. Träume, Mythen, Fantasien und Utopien umwehen entsprechend die Gruppenausstellung „(Un-)Real E-state“, die am Dienstag im Postscheckamt eröffnet. Vertreten sind Viviana Abelson, Margaret Haines, HellFun, Ruth Angel Edwards, Julian-Jakob Kneer, Magdalena Mitterhofer und Shaun Motsi (Eröffnung 22. 10., 18 Uhr, bis 27. 10., Mi.+Do. 15–17, Fr.–So. 15–20 Uhr, Hallesches Ufer 40–60).
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