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Bayern vorm UEFA-Cup Halbfinale"Die Sahne auf dem Keks"

Die Ausgangsposition ist nach dem 1:1 Zuhause "nicht gut" (Hoeneß). Dabei ist Bayern eigentlich Favorit. Ohne den UEFA-Cup oben drauf hätten die Münchener keinen Spaß am Double.

Schlechte Ausgangslage: Klose verliert im Hinspiel gegen Petersburg den Halt. Bild: dpa

MÜNCHEN taz Mark van Bommel sieht richtig gut aus im Vergleich zu seinem Vorredner: die gebrochene Nase nur ein wenig geschwollen und dezent gefärbt mit einem Stich ins Blauschwarzgrüne. Das Gesicht des Miroslav Klose dagegen verunstalten noch ein paar zusätzliche Farbtöne. Zudem ist bei ihm nicht nur auf die ebenfalls, allerdings komplizierter gebrochene Nase betroffen. Auch unter seinen Augen hängen kräftige Blutergüsse.

Der FC Bayern, so wirkte es zunächst, wollte auf dieser letzten Pressekonferenz vor der Abreise nach Russland noch einmal symbolisch klarstellen, dass sich am Donnerstag im Uefa-Pokal-Rückspiel bei Zenit St. Petersburg (18.30 Uhr, Sat.1) keiner schonen werde. Nur taugen malträtierte Spieler wie Klose und van Bommel in diesen Tagen, da eine Diskussion über den weit verbreiteten Konsum von Schmerzmitteln und sonstigen Pharmazeutika unter Fußballprofis entbrannt ist, nur bedingt für die Heldenrolle.

Wie gut, dass der FC Bayern zwei andere Helden hat, die diese Rolle ganz unverfänglich mit ihren Leistungen auf dem Rasen ausfüllen: Franck Ribéry und Luca Toni. Der Franzose riss mit seinen zwei spektakulären Toren gegen den VFB Stuttgart Münchens Zeitungen zu neuen Jubelarien hin und überdeckte damit auch das Tor, das Luca Toni wieder einmal schoss. Geht es aber um die Partie in St. Petersburg, dann richtet sich das Hauptinteresse sofort auf den Italiener, der nach der Gelbsperre im Hinspiel nun wieder mitmachen darf.

Nach dem 1:1 zu Hause "ist die Ausgangsposition nicht gut", wie Bayernmanager Uli Hoeneß einräumt. "Aber es ist das ganz große Ziel, auch im Uefa-Pokal ins Endspiel zu kommen." Es wäre für den deutschen Rekordmeister das erste europäische Finale seit 2001. Abseits aller Parolen (Klose: "Wir fahren nach Russland, um da zu gewinnen. Wir sind total überzeugt von uns") herrscht im Verein ein Gefühl vor: Der Toni wird's schon richten.

Die Bayern, bei denen außer dem Langzeitverletzten Hamit Altintop alle Spieler einsatzbereit sind, können sich glücklich schätzen, in der Person Luca Toni einen Schlüsselspieler zu haben, der sich von den Erwartungen des Umfelds kein bisschen beeindrucken lässt, sondern einfach Tor um Tor schießt, als sei es das Leichteste auf der Welt.

Denn die Klubverantwortlichen bemühen sich zwar, die Saison jetzt schon, nach Pokalsieg und der de facto feststehenden Meisterschaft und unabhängig vom Weiterkommen im Uefapokal, als "toll, erfolgreich, phantastisch" (Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge) zu verkaufen. Aber es sind noch einige Fragen offen. Die mühsamen Auftritte gegen Getafe und St. Petersburg, die ersten halbwegs ernstzunehmenden Gegner im Uefa-Pokal, bewiesen, dass bis zur Spitze der Champions League noch einiges fehlt.

Erst einmal haben die Bayern am Donnerstag und gegebenenfalls danach am 14. Mai, dem Finaltag, gegen die Glasgow Rangers oder den AC Florenz noch viel zu verlieren. Denn sie stehen auch formal in der Pflicht. Im zweitklassig besetzten Uefa-Pokal wirkt ihr Personaltableau wie der reine Luxuskader. "Wir waren von Anfang an Favorit", sagt van Bommel, weist aber auch auf die Gefahren hin, die größer seien als in der Meisterschaft mit ihren 34 Spieltagen. "Der Uefa-Pokal ist anders."

Bei nur zwei Spielen kann auch der Favorit mal stolpern, wenn er viele Verletzungen hat oder ein Formtief oder wenn Luca Toni nicht spielt." Und schon war der Niederländer wieder beim Hauptthema angekommen, diesmal ungefragt.

Erst der europäische Titel, gleichbedeutend mit dem ersten Triple einer deutschen Mannschaft, würde der Saison eine besondere Note verleihen. Mark van Bommel sagt: "Der Uefapokal wäre die Sahne auf dem Keks." Ohne diesen Titel würde die Saison schmecken wie ein banaler Butterkeks, irgendwie süß, aber auch trocken und nicht wirklich aufregend.

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