: Bayern bei Gewässerökologie weit vorn
Umweltschützer loben den Freistaat für Renaturierung der Flüsse und Flächenaustausch in der Landwirtschaft
BERLIN taz ■ Aus dem Hochwasser 1999 offenbar gelernt hätten die Bayern, erklärte Bundesumweltminister Jürgen Trittin am Morgen: „Sie nahmen sehr viel Geld in die Hand.“ Am Nachmittag beschied der Grüne die Bayern dann, nichts gelernt und zu wenig Geld in die Hand genommen zu haben. Der frühe oder der späte Trittin – wer von beiden hat Recht?
„Trotz CSU sind die Bayern tatsächlich sehr weit bei der Gewässerökologie“, urteilt der Dresdner Markus Schrötter vom Ökoprojekt Elberaum. Lange vor anderen hätten die Bayern erkannt, dass nicht mehr chemische Verunreinigungen, sondern die biologische Gesundheit das Thema der Zeit ist. „Gesunde Gewässer zeichnen sich durch eine breite Artenvielfalt aus“, so Schrötter. Und davon gebe es in Bayern überdurchschnittlich viele: Renaturierungsprojekte und Flächentausch in der Landwirtschaft würden sich bemerkbar machen. „Eine extensiv beweidete Wiese am Fluss bietet natürlich viel mehr Arten Lebensraum, als wenn dort gedüngt wird und die Rindviecher ständig alles abgrasen.“
„Gesunde Flüsse haben gesunde Auen zur Folge, und gesunde Auen bieten besten Überschwemmungsschutz“, sagt Jörg Rechenberg, beim Umweltbundesamt für Wasserwirtschaft und Hochwasser zuständig. Tatsächlich seien die Bayern Vorreiter. „Doch auch beim so genannten technischen Hochwasserschutz sind die Bayern spitze“, so Rechenberg. Seit 1999 hätte der Freistaat etwa 670 Millionen Euro in die Vorsorge investiert, damit seien die Bayern gemeinsam mit Sachsen Vorreiter. Selbst Greenpeace bescheinigt den Bayern, weiter als andere Länder zu sein. „Nach dem Hochwasser 1999 sind in den Hochwasserschutz sehr viel Überlegungen und sehr viel Geld geflossen“, so Greenpeace-Experte Karsten Smid.
Bayerns Ministerpräsident Stoiber kündigte gestern ein Sofortprogramm für die Hochwasseropfer an. Privatleute mit einem Schaden von mindestens 5.000 Euro sollen bis zu 2.500 Euro erhalten, kleine und mittlere Unternehmen für Schäden einen Zuschuss von bis zu 150.000 Euro bekommen. Die Kosten für das Hilfepaket will sich Stoiber zu gleichen Anteilen mit der Bundesregierung teilen. NICK REIMER