Bayern-Präsident schwört Trainer die Treue: Ein nervöser Kulturpessimist
Vor dem kniffligen Spiel gegen Basel leistet Bayern-Präsident Uli Hoeneß einen Treueschwur auf Jupp Heynckes. Der wiederum greift die Mediengesellschaft an.
MÜNCHEN taz | So ein 7:1, zumal nach 5:0-Halbzeitstand, das würde normalerweise einigen das Mundwerk lockern, sie zum einen oder anderen kessen Spruch verlocken. Doch als man am Samstag nach dem Spiel den Verlautbarungen aus dem FC-Bayern-Tross lauschte, kam man sich vor wie im gruppentherapeutischen Stuhlkreis. Von „Ruhe“ und „Sicherheit“ war da viel die Rede, die dieser Sieg gebe, hoffentlich. Keine Spur von Ekstase oder gar Großkotzigkeit.
Das lag nicht nur am Gegner, den Fußball-Parodisten der TSG Hoffenheim. Da konnten die Bayern sowieso gar nicht anders, als ein Tor nach dem anderen zu schießen, und zwar in der Verteilung: Gomez (3), Robben (2), Ribéry und Kroos. Selbst das Gegentor mussten sie selbst erzielen. Nach einem hoffenheimhaften Stolpersturz des Ex-Hoffenheimers und Jetzt-Bayern Luiz Gustavo schlich Gästestürmer Ryan Babel derart gemächlich Richtung Tor, dass Gustavo sich aufrappeln konnte, ihn einholte und die Kugel kurzerhand selbst ins Bayerntor einnetzte.
Die auffällige Zurückhaltung der Bayern resultierte vor allem aus dem, was nun unmittelbar bevorsteht: das Rückspiel im Champions-League-Achtelfinale gegen den FC Basel am Dienstag. „Basel wird es uns nicht so leicht machen wie Hoffenheim heute“, warnte Bayerntrainer Jupp Heynckes. Die Schweizer gewannen am Wochenende bei Grasshopper Zürich 2:0 und sind damit seit 17 Ligapartien ungeschlagen. Und der starke Auftritt der Basler im Hinspiel ist den Bayern noch mehr als präsent.
Tückische Lage
Zwar wird der zuletzt vier Wochen lang schmerzlich vermisste Bastian Schweinsteiger zumindest einen Teil der Partie absolvieren können, aber nach dem 0:1 in der Schweiz ist die Lage für die Bayern tückisch. Dennoch sagt Mario Gomez: „Es ist mehr als unsere Pflicht, weiterzukommen.“ Was dieses Mehr sei, führte er nicht mehr aus. Es könnte mit dem Champions-League-Finale am 19. Mai in der Münchner Arena zu tun haben. „Wenn wir ausscheiden, wird es schwierig, das noch gutzumachen“, sagte denn auch Präsident Uli Hoeneß im ZDF-Interview.
Diese Gelegenheit nutzte Hoeneß auch, um zum bestimmenden FC-Bayern-Thema Stellung zu beziehen: der Trainerdebatte, die sich nach diversen Misserfolgen eingeschlichen hatte. Mitte der Woche hatten Boulevardmedien berichtet, bei den Bayern gebe es Überlegungen, wie lang man noch an Heynckes festhalten könne.
Man hätte das einfach abprallen lassen können. Doch der FC Bayern reagierte per Pressemitteilung. Von „ungeheuerlich“, „Gerüchte-Journalismus“ und „juristischer Überprüfung“ war da die Rede. Und jeder dachte: Oha, der Vorstand muss ja echt nervös sein.
Doch Präsident Uli Hoeneß stützte dieses Vorgehen. In seiner Begründung schlug er gleich den ganz großen kulturpessimistischen Bogen: „Es ist ja das Problem in unserer Gesellschaft, dass die Medien denken, sie haben alles im Griff. Ich sage nur: Wehret den Anfängen.“ Es gebe „keinen Grund, über Heynckes nachzudenken. Manche Medien werden sich noch wundern, wie lang er noch hier arbeitet.“ Nach diesem Machtwort dürfte sich die Trainerdebatte beruhigen, zumindest bis Dienstag, ca. 22.35 Uhr.
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