: Baustellen werden zu Schaustellen
■ Ab heute: Für zwei Monate Führungen und Veranstaltungen auf den Baustellen
„Der goldene Topf“, der als Objektkunst-Event über dem Baggersee am Weinhaus Huth schwebte, ist schon wieder abgehängt, aber jetzt geht es richtig los mit dem Projekt „Schaustelle Berlin“. Eine Lichtinstallation auf Baukränen am Potsdamer und Leipziger Platz, der skelettierte Reichstag und die Dorotheenstraße 105 als gefesseltes Haus werden unter anderem zwischen dem 25. Juni und dem 25. August zu sehen sein.
„Vor allem wollen wir den Berlinern zeigen, was mit ihrer Stadt passiert“, sagt Winfrid Schwank, Projektleiter der mit dem Metropolenmarketing beauftragten Firma „Partner für Berlin“. Die Menschen erlebten die Baustellen doch meist nur von der negativen Seite, nämlich als Lärm, Dreck und Stau.
Auf vielen Baustellen werden während der zwei Monate Führungen angeboten. Je nach Umfang und Transportmittel sind diese umsonst oder für höchstens 15 Mark zu haben. An allen Wochenenden treten auf neun Bühnen am Potsdamer Platz, am Pariser Platz und in der Friedrichstraße Kleinkünstler auf: „Ganz bewußt“ wolle man die Berliner Kulturszene zeigen.
Aber auch größere Inszenierungen sind zu sehen. So ist in der Friedrichstadtpassage eine Aufführung der Mozart-Oper „Bastien und Bastienne“ geplant. Hier steht allerdings der Zeitpunkt noch nicht fest. Daß der 90. Geburtstag des Architekten Philip Johnson am 19. Juli auf der Baustelle des Checkpoint Charly gefeiert wird, ist hingegen sicher. Die Deutsche Bahn lädt ebenfalls zu einem Fest ein: Am 24. August steigt auf deren Baugelände am Anhalter Bahnhof ein „Familienfest“. Dem macht der „Strahlauer Fischzug“ beim Entwicklungsgebiet Rummelsburger Bucht am 24. und 25. August Konkurrenz.
Am Potsdamer Platz wiederum kündigt das Unternehmen Daimler-Benz für die Abende vom 21. bis 24. August ein Gastspiel der israelischen Batsheva Dance Company an. Im fast fertiggestellten Rohbau des Architekten Isozaki mit seiner rosafarbenen Fassade am Reichpietschufer wird zwischen Rohbauten, Kränen und Baggerseen die 30köpfige Ballettgruppe das Stück „Anaphase“ von Ohad Naharin aufführen.
Ebenfalls im Monat August soll im „Weinhaus Huth“ am Potsdamer Platz das „Festival für Hören und Sehen“ von der Akademie der Künste stattfinden. Das „Weinhaus Huth“ wird außerdem diverse Ausstellungen beherbergen. Derzeit wird noch „Im Zentrum des Geschehens – Berlin Paintings u.a.“ von H.N. Semjon gezeigt. Sie wird vom 4. Juli an bis zum 14. Juli durch „Ausgewählte Werke“ von Nissan Engel abgelöst.
An den Wochenenden während der „Schaustelle Berlin“ sind außerdem die Ladenöffnungszeiten verlängert. Das hat in der vergangenen Woche der Senat beschlossen. Stephanie v. Oppen
Infocounters: Unter der Infobox am Potsdamer Platz und am ehemaligen Staatsratgebäude in der Invalidenstraße. Hotline: 204 36 63
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen