Baumann, Aufsteigertrainer : Die Ruhe im Sturm
■ 41, ist beim VfL Osnabrück auf seiner zweiten Trainerstation. Zuvor coachte er Rot-Weiß Erfurt.Foto: dpa
Ganz allmählich merkt man Karsten Baumann den steigenden Druck an. Konnte sich der Trainer des Fußballzweitligisten VfL Osnabrück bislang hinter seiner ruhigen Fassade verbergen, zeigt diese nun feine Risse. Erst kritisierte er die eigenen Fans nach der Partie gegen den Karlsruher SC; dann haderte er wegen der zwei Eigentore bei der Begegnung in Bielefeld mit dem Glück und auch die Suche nach der richtigen Startelf ist offensichtlich noch nicht abgeschlossen. Denn nach anfänglichen Erfolgen rutscht der Aufsteiger immer weiter in Richtung Tabellenkeller. Und dem wollten die Osnabrücker doch eigentlich so früh wie möglich sicher entkommen sein.
Auch wenn Baumann immer öfter angefressen von den Leistungen seiner Spieler und den Reaktionen der Anhänger ist, zeigt der 41-Jährige, wie man auf Krisen am besten reagiert: mit Gelassenheit. „Wichtig ist, dass nach Niederlagen nicht immer alles schlecht ist und nach Siegen alles gut“, findet Baumann und relativiert damit auch den unerwarteten 2:0-Sieg am Freitag gegen Tabellenprimus Hertha BSC Berlin. Trotz seiner ruhigen Art, die nur am Spielfeldrand mal etwas lautere Spitzenwerte zulässt, trifft er jetzt schwierige Entscheidungen und scheut sich nicht davor, den Aufstiegshelden Björn Lindemann für komplette 90 Minuten auf die Bank zu verbannen.
Er kann also auch durchgreifen, neigt aber selten zu den ganz großen Überraschungen in seiner Aufstellung. Aber das kann noch kommen. Baumann entwickelt sich schließlich mit dem Verein weiter. Seine einzige Trainerstation vor Osnabrück war Rot-Weiß Erfurt.
Jetzt, in der zweithöchsten Spielklasse, sieht er sich neuen, unbekannten Aufgaben gegenüber. Ob sein „Wir-müssen-jetzt-so-weiter-machen“ die richtige Parole für den Klassenerhalt ist, darf bezweifelt werden. Denn das hieße: ständige Angst vor dem Abstieg. Und das dürfte selbst Baumann unruhig werden lassen. HEIKO OSTENDORF