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Bauernproteste in ChinaWiderstand im Fischerdorf

In der Provinz Guangdong ist es zu Zusammenstoßen zwischen Demonstranten und der resolut auftretenden Polizei gekommen. Ein inhaftierter Protestler erlag einem Herzinfarkt.

Immer öfter wehren sich chinesische Bauern gegen die Zwangsenteignung. Ihr Land wird für die boomende Wirtschaft gebraucht. Bild: dpa

Peking dapd | Die chinesischen Behörden wollen mit aller Härte gegen Bauernproteste in einem südlichen Dorf der Provinz Guangdong vorgehen.

Zugleich solle gegen örtliche Funktionäre wegen der Enteignung von Land ermittelt werden, die eine Ursache der Proteste in dem Fischerdorf Wukan sind, teilte der geschäftsführende Bürgermeister der Stadt Shanwei, Wu Zili, nach einer Meldung der Chinesischen Nachrichtenagentur am Mittwoch mit.

Demonstranten haben das 20.000 Einwohner zählende Fischerdorf praktisch seit September übernommen, nachdem örtliche Funktionäre entweder vor ihnen die Flucht ergriffen, sich mit dem Geld aus Landverkäufen davonmachten oder entlassen wurden.

Bei den Protesten wurden Fensterscheiben eingeworfen, es gab Zusammenstöße mit der Polizei. In den folgenden Monaten reichten die Dorfbewohner Petitionen ein und trafen sich mit ranghöheren Kommunalpolitikern.

Die jüngsten Unruhen begannen vor fünf Tagen, als die Polizei die nach Wukan führenden Straßen absperrte. Auch Lebensmittellieferungen werden nicht durchgelassen, berichteten Dorfbewohner telefonisch. Am Sonntag erlag ein Mann, der an den Protesten im September teilgenommen haben soll, in Polizeigewahrsam einem Herzinfarkt, berichteten amtliche Medien.

Dorfbewohner vermuten, dass Xue Jinbo in der Haft geschlagen wurde. Angesichts der boomenden Wirtschaft steigen insbesondere im Süden Chinas die Landpreise. Streit um Bauland für Industrie- und Wohngebiete ist inzwischen eine der häufigsten Ursachen für Proteste in China.

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3 Kommentare

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  • RS
    Reinhold Schramm

    Unvollständige Aspekte zur Klassengesellschaft Chinas:

     

    Das "durchschnittlich" verfügbare Pro-Kopf-Monatseinkommen in den Stadtregionen Chinas 2010 lag bei ca. 178 Euro (Umrechnung); aktuell ca. 186 Euro mtl. (2011).

     

    Das "durchschnittlich" verfügbare Pro-Kopf-Monatseinkommen in den ländlichen Regionen Chinas 2010 lag bei ca. 55 Euro (Quelle: NBS, Beijing); aktuell ca. 66 Euro mtl. (2011).

     

    Nach nicht bestätigten Zahlen der UN, rund 35 Prozent der chinesischen Bevölkerung [ca. 470 Millonen Menschen] haben knapp ca. 60 USD mtl., pro Kopf, zum Leben.

     

    Nach der aktuellen chinesischen Statistik leben z.Z. noch mehr als 100 Mio. Menschen unterhalb der Armutsschwelle (weniger als 75 Cent pro Kopf und Tag).

     

    Aus der "Beijing Rundschau" vom 14. September 2009 (Rentenfrage etc.): Laut Weltbank lebten 2007 rund 135 Millionen Menschen in China in absoluter Armut, d. h. ihr Lebensunterhalt, pro Tag und Kopf, lag unter einem Dollar. Weitere 430 millionen menschen, also 32 Prozent der Gesamtbevölkerung lebten in Armut, sie konnten - pro Kopf und Tag - auf weniger als zwei US-Dollar (Umrechnung) zurückgreifen. Die meisten Armen leben in ländlichen Gebieten.

     

    Gleichzeitig entwickelt sich China für die internationale und nationale Bourgeoisie und Administration zum globalen Luxusgütermarkt. Nach offiziellen CIIC-Angaben, gibt es in Festland-China bereits mehr als 1,1 Millionen US-Dollar Millionäre (ab 700.000 Euro aufwärts ...); inoffiziell dürften es bereits mehr als 3 Mio. Millionäre sein. Die Zahl der Muli-Millionäre geht in die Zehntausende. Die offizielle Zahl der Milliardäre (auf USD-Basis) liegt bei rund 110.; inoffiziell bei mehr als 400. Milliardäre. Der Anteil der Angehörigen der sozial-ökonomischen Klasse der chinesischen Bourgeoisie, ohne Familienmitglieder, bei rund sieben (7) Millionen. [Die berufstätige Bevölkerung, nach der Statistik, zählt rund 790 Mio. Menschen; rund 1.040 Mio. befinden sich im erwerbsfähigen Alter. In der Landwirtschaft waren 2010 rund 292 Millionen Menschen beschäftigt (davon rund 200 Mio. in "unterbeschäftigung"); die Anzahl der Wanderarbeiter liegt bei rund 243 Mio. Menschen, davon ca. 170 Mio. in den Städten (ohne gleichwertiges Aufenthaltsrecht)] ///

     

    Abschließend: Mehr als drei (3) Millionen Angehörige der sozial-ökonomischen Oberschicht und (Groß-)Bourgeoisie sind Mitglied in der antikommunistischen Konvergenzpartei Chinas bzw. 'KPCh' (rund 82 Mio. Parteimitglieder, - davon ca. 9,7 Prozent der offizielle Arbeiteranteil).

     

    [Die wenigen Fakten lassen sich über staatliche-chinesische Quellen prüfen]

  • K
    Kaiser

    Dieser Aufstand ist einer von vielen berechtigten und notwendigen regionalen Protesten damit ein weiterer Beweis der unmenschlichen umweltfeindlichen Politik der chinesischen Regierung. Die Menschen in China werden eines nicht mehr fernen Tages sich am Arabischen Frühling orientieren müssen um Die Diktatur loszuwerden. Hoffentlich bevor es zu spät ist. Im Westen wartet man wie gewohnt geduldig ab.

  • L
    LAo

    Die Anwohner vermuten laut vielen anderen Medien, dass der MENSCH und Unterhändler TOTGEPRÜGELT wurde.