: Bauern, befreit von Bürokratie
Kieler Agrarminister knickt den Knickerlass und setzt auf Öko-Bewusstsein der Landwirte
Ein Knick ist mehr als eine schnöde Hecke, auch mehr als ein irgendwie bewachsener Erdwall. Er ist etwas Besonderes, eine schleswig-holsteinische Eigenart, von Bauern erfunden im 18. Jahrhundert, um die Kühe in Schach zu halten und den Wind zu bremsen, der über die Lande fegt und den Boden mitnimmt. Ein Knick verlangt regelmäßiges Stutzen, sonst geht er zugrunde und mit ihm das große und kleine Getier, das zwischen Sträuchern und Bäumen haust.
Doch wie viel Liebe er dem Knick auf seinem Grund zukommen lässt, das soll der Landwirt in Zukunft „in Eigenverantwortung“ selbst entscheiden, findet Christian von Boetticher, Landwirtschaftminister in Schleswig-Holstein. Am Montag hat er seine „Absicht bekräftigt, den so genannten Knickerlass aufzuheben“. Der sei bloß „überflüssige Bürokratie“. Außerdem schreibe das Landesnaturschutzgesetz die Pflege der Knicks vor. Für „absurd“ hält er deshalb die Sorge der grünen Opposition im Landtag, damit würden die Knicks weiter dezimiert. Schließlich hätten sich die Landwirte schon um das Gestrüpp auf ihren Äckern gekümmert, „lange bevor es die Grünen als Partei gab“.
Doch nicht nur die Grünen sind ein Phänomen der jüngsten Neuzeit, sondern auch Maschinen wie die hydrauliche Knickschere, die zackzackzack einen Knick zu Kleinholz macht und ihm dabei nach Meinung von Naturschützern mehr schadet als nützt. Der Knickerlass sollte den Landwirten eine Anleitung geben, wie sie Schäden vermeiden.
Ob es genützt hat? Man weiß es nicht. Die Zahlen, die das Agrarministerium auf Anfrage der Grünen zusammen gekramt hat, sind dürftig. Karl-Martin Hentschel, bis April Landwirtschaftsminister und jetzt grüner Fraktionschef im Kieler Landtag, erkennt in ihnen, dass die gesetzliche Festschreibung des Knickschutzes einen weiteren Rückgang der Wälle verhindert hat. „Der einzige Zweck, den Knickerlass aufzuheben ist doch, dass die Landwirte ein Interesse daran haben, ihre Flächen zu vergrößern.“ Die Knicks stünden dem im Weg. „Stimmt“, sagt der Bauernverband und beteuert, für schwarze Schafe, die Kahlschlag betreiben, nichts übrig zu haben. Am besten, bestätigt ein Sprecher des Bauernverbandes, wäre es, wenn auch noch der Paragraph aus dem Landesnaturschutzgesetz gestrichen würde. „Dann würden wir jubeln.“ eib