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Archiv-Artikel

Bauboom braucht Regulativ

Umfrage zu Wohnungsbau

VON SEBASTIAN PUSCHNER

Die Berliner wollen wieder mal alles gleichzeitig: mehr Wohnungen zu bezahlbaren Preisen, aber keine Grün-, Frei- oder Kulturfläche weniger, so das Ergebnis der Umfrage eines Immobilienunternehmens und eines -portals. Und die Berliner haben recht! Denn nur das gibt Sinn: mit Maximalforderungen in die Debatten über die Zukunft der Stadt zu gehen.

Alles andere würde es denen zu leicht machen, die mit Bau und Vermietung von Wohnungen viel Geld verdienen. Keine Frage, Berlin braucht mehr Wohnraum, es braucht deshalb auch die, die ihn bauen. Aber die Bedingungen dafür müssen alle gemeinsam aushandeln.

Beispiel RAW-Gelände

Ein Beispiel: das RAW-Gelände in Friedrichshain. Wie so viele Flächen Berlins war es einst in öffentlicher Hand, Anwohner eigneten es sich an und organisieren bis heute Jugend- und Kulturprojekte – unter zunehmendem Druck privater Investoren, die dort Wohnungen bauen wollen. „Für Studierende“, erzählen sie neuerdings, denn für die gebe es ja so wenig Wohnraum. Das stimmt. Aber deshalb braucht es keine Luxusappartments, sondern den noch weitergehenden Ausbau der Kapazitäten des Studentenwerks. Ebenso hat Berlin keine teuren Eigentumswohnungen nötig. Sondern den von der Politik richtigerweise forcierten Bau von Sozialwohnungen durch die landeseigenen Gesellschaften.

Kämpft die Politik etwa am Rande des Tempelhofer Feldes wirklich für Preise unterhalb des Mietspiegels, so wird es das Volksbegehren gegen die Bebauung schwer haben. Gut aber, dass es dieses Begehren und andere kritische Kiez-Initiativen gibt. Denn der Bauboom in Berlin hat damit ein wichtiges Regulativ.