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Basketballer Ricky RubioMessias oder Luftnummer

Beim so genannten Draft organisiert die National Basketball Association (NBA) die Verteilung der Nachwuchstalente unter den Klubs. In diesem Jahr kreisen die Hoffnungen um einen Spanier.

"Er ist einfach mit diesem unglaublichen Talent gesegnet": Ricky Rubio. Bild: dpa

Alle Jahre wieder verteilt die National Basketball Association (NBA) neue Perspektiven. Das Ritual nennt sich Draft und findet Dienstag statt. Organisiert wird die Verteilung der Nachwuchstalente unter den NBA-Klubs und erwartet wird das Ereignis in den USA mit nervöser Spannung. Womöglich kann sich mein Lieblingsteam, so hoffen die Fans, ja den nächsten LeBron James oder Michael Jordan sichern - und damit eine glorreiche Zukunft.

In diesem Jahr kreisen die Hoffnungen auch um einen Spanier. Der 18-jährige Ricky Rubio, der schon seit 2005 für Joventut Badalona in der ersten spanischen Liga spielt, gilt als der mit Abstand beste verfügbare Aufbauspieler. Im letzten Jahr gewann er mit der spanischen Nationalmannschaft die Silbermedaille bei Olympia in Peking, unterlag erst im Finale dem Team USA mit 107:118. Schon zuvor hatte er die Blicke auf sich gezogen wie kein anderer Spieler des Turniers. Das Spielverständnis und die spektakulären Pässe des Teenagers beeindruckten die Fachwelt. "Es ist wirklich selten, dass ein Spieler in diesem Alter schon solche Dinge wie Ricky vollbringen kann", bestätigt sein Badalona-Teamkollege Demond Mallet. "Er ist einfach mit diesem unglaublichen Talent gesegnet und hat jetzt schon ein enormes Gespür für die Entwicklung eines Spiels." An seinem Sprungwurf und seiner Verteidigung muss er noch arbeiten, so die einhellige Meinung, aber grundsätzlich hat Rubio das Zeug dazu, ein zweiter Steve Nash zu werden.

Dazu aber müsste er erst einmal in die NBA wechseln. Nachdem darüber schon seit Jahren spekuliert wurde, soll es nun endlich passieren. Rubio hat sich für den Draft angemeldet - und wird, das sagen alle Planspiele, als einer der ersten Nachwuchsspieler von einem Team erwählt werden. Vor allem die Sacramento Kings scheinen daran interessiert, den Spanier zu verpflichten. Rubio befindet sich just in der kalifornischen Hauptstadt, um dort ein Probetraining zu absolvieren.

So einig sich die Experten sind, so sehr differieren die Meinungen der Fans: Für die einen ist er ein "Messias", für die anderen nur eine "Luftnummer". Mal wird er mit dem legendären "Pistol Pete" Maravich verglichen, mal als heillos überschätzter Schönspieler eingeschätzt. In einem Interview kurz nach seiner Ankunft in den USA machte Rubio aber schon mal deutlich, dass er sich auch seiner Schwächen bewusst ist: "Was ich besonders noch verbessern muss, ist mein Wurf. Ich arbeite schon daran, besonders aus der Distanz, aber es gibt natürlich immer noch Raum für Verbesserungen."

Ob er daran in den USA arbeiten wird, das ist auch eine Frage des Geldes. Sein Noch-Klub Badalona möchte sich den Abschied seines Stars mit einer Abfindungszahlung versüßen lassen: Knapp 5 Millionen Euro wollen die Katalanen dafür, dass sie Rubio vorzeitig aus seinem Vertrag entlassen. Ein beträchtliches Sümmchen, zieht man in Betracht, dass Rubio in der abgelaufenen Spielzeit gerade einmal 70.000 Euro verdient hat - nicht nur für NBA-Verhältnisse ein Trinkgeld. "Es ist ja verständlich, dass der Klub entschädigt werden möchte, aber nicht in dieser unverhältnismäßigen Höhe", so Rubios Vater Esteban. Als nun bekannt wurde, dass Joventut die Vertragsrechte an den spanischen Fiskus abgetreten hat, um eigene Schulden zu begleichen, reagierte Rubio und verklagte den Klub kurzerhand. Ausgang offen. Genauso wie das Ergebnis des NBA-Drafts.

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