Basketball: Körbchenweise Peking-Tickets
Patrick Femerling ist Kapitän bei Alba und in der Deutschen Basketball-Nationalmannschaft. Ab kommender Woche kämpft das Team um die Qualifikation für Peking
Patrick Femerling hat in seiner Karriere schon einiges gewonnen. Der Basketballer war griechischer Meister mit Panathinaikos Athen, gewann mit dem FC Barcelona die Euroleague, und erst vor drei Wochen holte er mit Alba Berlin seine dritte deutsche Meisterschaft. Man könnte denken, dass der 33-Jährige sportlich wunschlos glücklich ist. Es gibt aber noch einen Traum, der bisher unerfüllt blieb: eine Teilnahme bei den Olympischen Spielen. "Das ist für jeden Sportler etwas ganz Besonderes", sagt er.
Die letzte Teilnahme einer deutschen Basketball-Nationalmannschaft bei Olympia liegt schon einige Zeit zurück. Sie war 1992 in Barcelona; das Team um den damaligen NBA-Star Detlef Schrempf belegte einen beachtlichen siebten Platz. Doch seitdem scheiterten die Deutschen regelmäßig in der Qualifikation. Patrick Femerling zweimal. "Meistens lag es immer nur an einem Punkt", so Femerling.
Vom 14. Juli an kämpft die Auswahl des Deutschen Basketball-Bundes (DBB) in Athen - wie elf weitere Teams - eine Woche lang um die letzten drei Tickets für Olympia in Peking. Patrick Femerling wird mithelfen. Bei der Qualifikation wird es der Kapitän von Alba Berlin mit seiner Mannschaft in der Vorrunde mit Neuseeland und den Kapverdischen Inseln zu tun haben. Im Turnierverlauf warten dann Größen wie Griechenland, Slowenien, Kroatien oder Brasilien.
"Entscheidend wird sein, wie wir in das Turnier kommen", ist sich Femerling sicher. Für den Traum von Olympia müssten sie in Athen mindestens Dritter werden. Das wird ein schwieriges Unterfangen, dennoch regiert der Optimismus. An ein erneutes Scheitern will der in Hamburg geborene Femerling deshalb gar nicht erst denken: "Damit beschäftige ich mich nicht. Das ist nicht meine Denkweise. Wenn man vorher zu viel nachdenkt, dann muss es ja in die Hose gehen. Wir brauchen freie Köpfe."
Obwohl das Team mit Dirk Nowitzki einen absoluten Topstar in den eigenen Reihen hat, weiß Femerling, dass sie sich "nur über eine geschlossene Mannschaftsleistung" qualifizieren können. Der Vorteil der Deutschen könnte sein, dass der Kern schon lange zusammenspielt. Man kennt sich und die Spielsysteme. Auch die Atmosphäre im Team ist bestens. "Das Umfeld und der Umgang sind sehr familiär", lobt Femerling. Er fühlt sich im Kreis der Nationalmannschaft wohl. Seit seinem Debüt 1996 war er immer dabei. Mittlerweile ist er nicht nur Rekordnationalspieler, sondern auch Kapitän. Das sei "eine große Ehre", sagt er.
Auch Bundestrainer Dirk Bauermann weiß Femerlings Qualitäten zu schätzen: "Er hat einen ganz hohen Stellenwert im Team. Er ist einer mit der größten internationalen Erfahrung im Kader." Nicht nur sportlich sei er eine Bereicherung: "Er sorgt für gute Stimmung und macht viele Witze, ohne dabei albern zu sein." Der 2,13 Meter große Center ist in der Nationalmannschaft eine unumstrittene Führungspersönlichkeit.
Und trotzdem wird er wohl auf seiner Position bald hochkarätige Konkurrenz aus den USA bekommen. Chris Kaman, NBA-Profi mit deutschen Wurzeln von den Los Angeles Clippers, hat vergangene Woche den deutschen Pass erhalten. Wenn die Versicherungsfrage mit den Clippers geklärt ist, steht seinem Einsatz in der DBB-Auswahl nichts mehr im Weg. Patrick Femerling würde die Konkurrenz begrüßen. "Er wäre eine Verstärkung. Es geht ja um den Erfolg der Mannschaft und nicht um eine Patrick-Femerling-Show", sagt er nüchtern.
Die eine oder andere Pause kann Femerling mittlerweile auch gebrauchen. Er ist 33 Jahre alt. Vielleicht ist es für ihn die letzte Möglichkeit, bei Olympia dabei sein zu können. "Für alle über 30 wird es wohl die letzte Chance sein", vermutet Dirk Bauermann. Das könnte aber ein Vorteil sein, denn der Bundestrainer spürt den unbedingten Willen dieser Akteure. "Sie wissen um ihre Möglichkeit, und das merkt man ihnen auch an", sagt er.
Patrick Femerling selbst will nichts ausschließen. An ein Karriereende denkt er derzeit ohnehin nicht. Drei bis vier Jahre möchte er noch auf diesem Niveau aktiv sein. "Aber man weiß ja nie, was noch passiert. Ob man gesund bleibt oder was die Familie sagt", sagt er.
Nach einer harten und langen Saison mit Alba fühlt er sich schon ein wenig müde. "Die Füße, Knie und Rücken schmerzen schon", sagt er. Die Regenerationszeit zwischen dem Ligafinale und der Vorbereitung auf das Turnier war eigentlich nicht vorhanden. "Das wurde nicht gut gelegt von der Liga. Da wurde keine Rücksicht auf die Nationalspieler genommen", kritisiert er den Terminplan. Aber Patrick Femerling sucht keine Ausreden. Er will unbedingt zu Olympia, und ein paar müde Beine sollen ihn dabei nicht aufhalten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!