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■ Basketball„Bringt mir den 30-Punkte-Mann“

Berlin (taz) – Ab und zu, wenn die Lichter der Kameras aus sind, passiert es, daß die Leute ihre Versätze Versätze sein lassen und den vormaligen Wortaneinanderreihungen plötzlich Semantik zuzuordnen ist. Je geringer die Hype, desto größer die Bereitschaft, nicht nur zu reden, sondern etwas mitzuteilen? Jedenfalls hat sich Vladislav Lucic (53) bei der Super-Cup genannten Veranstaltung in der Berliner Sömmeringhalle nicht groß mit den Siegen gegen Kroatien (77:75) und Israel (69:57) aufgehalten, sondern nüchtern und offen erklärt, wie denen demnächst bei der EM in Athen (ab 21. Juni) weitere folgen könnten.

Ist denn ein Sieg über Vizeolympiasieger Kroatien etwa kein Hinweis auf realistische Ambitionen? Nun, den Kroaten haben mit Kukoc, Radja und Tabak ihre Besten gefehlt, veritable NBA-Größen, die allesamt bis Athen zum Team stoßen sollen. Dann, versichert glaubhaft Trainer Aleksandar Petrovic, „sieht's anders aus“. Andererseits macht zwar das deutsche Team, sagt Lucic, „jeden Tag einen Schritt nach vorn“, doch deutete sich in Berlin an, daß die Strecke nur eventuell, und wenn, dann unter großen Mühen zurückgelegt werden kann. Großes Spektakel ist nicht zu erwarten. „Ich sehe auch gerne die Spiele der NBA im Fernsehen“, sagt der Bundestrainer, „aber man muß die Spieler dazu haben.“

Wen haben die Deutschen? Schrempf nicht, Harnisch nicht. „Wir haben“, sagt Lucic, „Koch, und wir haben Welp.“ Das macht zwei. Zur Starting Five, so zeichnet es sich ab, werden Kai Nürnberger (für die Pässe), Michael Koch (für die Dreier), Henrik Rödl (für die Maloche), Christian Welp (für die trickreiche Einbringung dessen, was man euphemistisch gern Routine nennt) und Kapitän Hansi Gnad (für die Rebounds) gehören. Für die nötigen Varianten müssen aber (für hinten) schon Akteure wie Ingo Freyer ran, von dem Lucic sagt, er mache seinen Job. Oder (für vorn) Gunther Behnke. Der, sagt Lucic und meint das durchaus nicht abwertend, „ist einer für sieben, acht Punkte und ein paar Rebounds.“

Aber auch diese Möglichkeiten können sich zum Erfolg addieren, wie sich vor zwei Jahren beim EM- Titelgewinn erwiesen hat. Doch eben wirklich nur, wenn alles paßt. Zum einen, was das körperliche Befinden betrifft, doch da gibt es insbesondere bei den Centern (Welp, Behnke, Hupmann) Defizite. Was das Taktische anbelangt, haben sämtliche Vorbereitungsspiele auf einen Weg hingewiesen. „Wir müssen“, weiß Lucic, „auf kleine Resultate spielen.“ Die Spiele mit niedrigem Ergebnis sind fast allesamt zugunsten des DBB- Teams ausgegangen. Also, hat der Serbe nach halbjähriger Arbeit als Pesic-Nachfolger herausgefunden, „können deutsche Teams nur so spielen“: Viel harte Arbeit und ein bisserl Fast-breaks. Klappt ansprechend. Israels Coach Zvi Sherf etwa mußte die magere Trefferquote der Seinen damit erklären, „daß wir das erste Mal gegen eine solche Defense gespielt haben“.

So soll es bleiben, und damit man selber Pünktchen sammelt, hie und da, müssen, sagt Lucic, „die Leute, die die Punkte machen sollen, ins Spiel gebracht werden“. Und der Rest schlicht „seinen Job tun“. Wer allerdings auf die Schnelle einen weiß, „der 30 Punkte macht und zehn Rebounds“, der möge sich schleunigst bei Vladislav Lucic melden. „Bringen Sie ihn mir“, hat der wissen lassen, „ich nehme ihn sofort.“Peter Unfried

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