Basisnahe Selbsthilfe gegen Professionalisierung

■ Im Vorstand der Hamburger Aids-Hilfe schwelt ein Richtungskonflikt

Die zunehmende Professionalisierung der Hamburger Aids-Hilfe, die im Zuge der Eingliederung von Hamburg Leuchtfeuer und der damit verbundenen Erweiterung um verschiedene Pflegeprojekte notwendig geworden ist, hat zu einem Streit im Vorstand des Vereins geführt. Insbesondere ein Vorstandsmitglied, Peter Sachau, moniert die erweiterten Vollmachten des Geschäftsführers Matthias Schwark und ficht die neue Geschäftsordnung jetzt als satzungswidrig gerichtlich an.

Laut dieser neuen Grundlage, die der fünfköpfige Vorstand in seiner Sitzung am 9. November bei einer Gegenstimme und einer Enthaltung beschlossen hatte, wird Schwark ein größerer Handlungsspielraum bei Personal- und Finanzentscheidungen zugestanden, ohne daß die prinzipielle Oberhoheit des Vorstandes angetastet wird. Diese neuen „Machtbefugnisse“ stoßen nun auf den Widerstand einzelner Vereinsmitglieder, die weiterhin den Vorstand und die Mitgliederversammlung über die Tagespolitik entscheiden lassen wollen.

Schwark selbst führt die Vorwürfe, die sich erstmals bei der Frage nach der angemessenen Bezahlung von Hamburg Leuchtfeuer-Leiter Rüdiger Hülskamp entzündeten, auf den „persönlichen Konflikt“ Sachaus mit der Politik von Hamburg Leuchtfeuer zurück. Anders als die basisnahe Arbeit des Vereins Aids-Hilfe arbeitet Hamburg Leuchtfeuer als GmbH viel professioneller und stützt sich zudem auf die Hilfe von Prominenten. Sachau aber wolle „zurück zu den Ursprüngen der Aids-Hilfe als Selbsthilfeeinrichtung.“

Durch die Angliederung von Hamburg Leuchtfeuer beschäftigt die Aids-Hilfe mittlerweile 53 Angestellte für betreutes Wohnen, ambulante Pflege und Beratung für Menschen mit Aids, die Einrichtung eines Hospizes sowie für die Spendenaktionen. Dafür mußte notwendigerweise „unsere Geschäftsordnung den neuen Gegebenheiten angepaßt“ werden, so Schwark. Er will nun eine Mitgliederversammlung über die Strukturänderungen entscheiden lassen.

Auch der berechtigte Ärger vieler HIV-Infizierter über die Texte von Spendenkampagnen, mit denen um Patenschaften aus der Wirtschaft geworben wird, sind mit der sofortigen Rücknahme der beiden Sprüche („Für Geld ist alles zu haben – auch Menschenwürde“ und „Lieber Unternehmer, Sie wollten niemals Geschäfte mit dem Tod machen, überlegen Sie es sich noch mal!“) ausgeräumt. mps/tlb