Barack Obama gewählt: Der Traum wird wahr
Zwei Jahre Marathon sind zu Ende. Obama hat erstaunliches Können gezeigt und der republikanischen Partei eine dauerhafte Niederlage zugefügt.
E in Schwarzer wird Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Und vom Lebenslauf ein Linker. Man muss es zweimal lesen, um es zu glauben. Ein zweijähriger Abstimmungsmarathon ist zu Ende.
Die Hautfarbe bestimmte die letzten Tage des Wahlkampfs, weil verborgene rassistische Ressentiments der US-Wähler die letzte Hoffnung für den abgeschlagenen Konkurrenten John McCain darstellten. Doch der Sohn eines afrikanischen Einwanderers ist der kommende mächtigste Mann der Welt. Und die künftige First Lady ist Nachfahrin einer Sklavin auf eine Plantage.
REINER METZGER ist stellvertretender Chefredakteur der taz.
Ein historischer Moment. Doch davon wird Obama nicht sehr lange zehren können. Denn große Probleme liegen vor ihm.
Etwas größer freilich sind die Probleme der republikanischen Partei. Sie liegt am Boden.
Noch vor einem Jahr galt ihre Mischung aus großen Spendern, konservativen Vorstädtern und evangelikalen Fundamentalchristen als praktisch unschlagbare Front. Davon ist keine Rede mehr. Obama hat sie mit einer Mischung aus Charisma und technologischem Vorsprung - nebst einer Flut von Graswurzelgruppen - aus dem Weg geräumt.
Die Wahlanalysen der kommenden Tage werden zeigen, welchen Wählergruppen Obama seinen Sieg verdankt. Ob es hauptsächlich die große Zahl der neuen jungen Wähler war oder ob sich doch die unteren und mittleren Schichten eher zu einem Demokraten hingezogen fühlten als zu den Republikanern mit ihren immer neuen Steuersenkungen für Wohlhabende und Unternehmen.
Die Finanzkrise der vergangenen Monate und die einsetzende Wirtschaftskrise wirkten wohl wie ein Schnellkurs in Sachen Volkswirtschaft. Da wurde klarer, wer die nützlichere Politik für den kleinen Mann macht.
Obama hat ein unglaubliches Rennen hingelegt. Er galt als unerfahren und eventuell nicht reif für das Amt. Diese zwei Jahre haben gezeigt: Er wirkt nicht nur gut auf die Öffentlichkeit und hat einen Ausnahme-Redenschreiber.
Er hat auch eine Organisationsgabe bewiesen, die Ihresgleichen sucht. Er hat weibliche und spanische Wähler ebenso auf seine Seite gezogen, wie die angeblich auf immer verprellten Hillary-Wählerinnen.
Er hat es geschafft, neben dem zehrenden Wahlkampf diverse Teams zusammenzustellen, die schon auf den einzelnen Gebieten die Vorbereitungen für kommende Gesetzesinitiativen ausarbeiten. Er hat renommierte Experten für sich gewonnen und kann beurteilen, wann er auf sie hören muss - und wann nicht. Beeindruckend.
Was sie Sachfragen anbelangt, vor allem in der Außenpolitik, da werden wir Europäer abwarten müssen. Denn die hegemoniale Politik war die Konstante der US-Außenpolitik der vergangenen Jahrzehnte. Egal, welche Partei an der Macht war.
Auch machte Obama die fundierteren Aussagen zur Reform der Finanzmärkte. Von ihm ist in der Umweltpolitik ebenfalls mehr zu erwarten als von Bush oder McCain. Aber sein Amtsantritt fällt, so ist zu befürchten, zusammen mit der schlimmsten Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg.
Was Obama da angehen kann, ist unklar. Aber klar ist nach diesem Wahlkampf, dass er der am besten Gerüstete ist. Immerhin.
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