: Banken getäuscht
■ Schneider operierte mit Tarnfirmen
Hamburg (taz/AP/dpa) – Der seit zwei Monaten flüchtige Baulöwe Jürgen Schneider hat die deutschen Banken offensichtlich planmäßiger als bisher bekannt getäuscht. Laut dem ARD-Magazin „Panorama“ soll Schneider ab 1991 ein internationales Netzwerk von Strohmann- und Treuhandfirmen aufgebaut haben, um über sie bei den Banken abzukassieren, ohne selbst in Erscheinung zu treten. Zu diesem Zweck habe er 200 Strohmann-Firmen in Europa, den USA und Australien gegründet. Die Firmen mit exotischen Namen wie Fabula, Arkaba oder Reality Development GmbH 1 bis 35 hätten in Schneiders Betrugsimperium eine Schlüsselrolle gespielt.
Wirtschaftsprüfer gehen inzwischen davon aus, daß Schneider bei allen Großkrediten über 100 Millionen Mark die Geldinstitute systematisch hinters Licht geführt hat. Die Überschuldung der Schneider-Gruppe liegt nach Angaben der Konkursverwalter bei mindestens vier Milliarden Mark. Allein die Deutsche Bank ist nach einer internen Untersuchung bei sechs von acht Projekten betrogen worden. Nach Informationen der Zeitschrift Capital hat das größte deutsche Kreditinstitut jedoch entgegen der Beteuerung seines Vorstandschefs Kopper frühzeitige Warnungen vor den riskanten Immobiliengeschäften des Herrn Schneider in den Wind geschlagen. So habe der frühere Vizedirektor der Kreditprüfabteilung „Zentrale Baufinanzierung“ bereits 1989 vor den überzogenen Mietansätzen bei der Frankfurter Zeil-Galerie gewarnt.
Bereits 1991 bekamen die Banken auch Zweifel an der Kreditwürdigkeit des Bau-Tycoons. Schneiders Strohmänner, so „Panorama“, traten als vermeintlich eigenständige Investoren auf, waren jedoch durch Geld und Treuhandverträge an den Baumogul gebunden. Falsche Angaben über vermietbare Flächen und fingierte Mietverträge gehörten ebenfalls zum Standardrepertoire.
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