MIT PROTEKTIONISTEN AUF DU UND DU: Bangladesch ohne Chance
■ Industrieländer halten an Importbarrieren fest
Dhaka (ips/taz) — Bangladesch, eines der ärmsten Länder der Erde, setzt derzeit alles daran, seine Exporte anzukurbeln, um das Handelsbilanzdefizit von 2,8 Milliarden US-Dollar abzubauen. Das Bemühen der Regierung in Dhaka scheint jedoch zum Scheitern verurteilt: Durch das internationale Multifaserabkommen aus dem Jahr 1973 und verschiedene bilaterale Abkommen werden Bangladesch Exportbeschränkungen auferlegt. Einen weiteren schweren Rückschlag bedeutete zuletzt auch die Entscheidung der USA, Anti- Dumping-Zuschläge für Handtücher aus Bangladesch einzuführen.
Nach einem Bericht des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (Gatt) können durch die Exporteinnahmen des Landes, dessen jährliches Prokopfeinkommen bei 180 Dollar liegt, bisher nur 40 Prozent der benötigten Einfuhren bezahlt werden. Die übrigen 60 Prozent finanziert Bangladesch mit Auslandskrediten, Entwicklungshilfe oder aus den knappen Devisenreserven, die durch Überweisungen der Gastarbeiter in der Golfregion hereinkommen.
Über 90 Prozent der Exporteinnahmen Bangladeschs stammen aus Ausfuhren von Bekleidung, Fisch, Jute- und Lederprodukten sowie Tee. Der Anteil von Jute und Juteprodukten, die vor zehn Jahren noch 62 Prozent der Exporterlöse ausmachten, ist inzwischen wegen der gesunkenen internationalen Nachfrage und der scharfen Konkurrenz Indiens und Chinas auf 18 Prozent gefallen.
Die traditionellen Exportartikel Tee und Leder erlitten durch den Ausfall des Importeurs Irak nach Ausbruch der Golfkrise und den Zerfall der Sowjetunion beträchtliche Rückschläge. Kontinuierliche Zuwächse verzeichneten dagegen die Bekleidungsexporte, die zuletzt mit etwa 1,2 Miliarden US-Dollar mehr als die Hälfte der Exporteinnahmen ausmachten. Bis 1995 hoffen Regierungsbeamte nun auf eine Steigerung auf drei Milliarden US- Dollar.
In jedem Fall bleibt der Protektionismus der Industrieländer ein ungelöstes Problem. Auf die Appelle des Handelsministers Anwar, die Mauer der Handelshindernisse gegen Bekleidung und andere Güter aus Bangladesch abzubauen, verhallten in den Industrieländern bislang ungehört. Tabibul Islam
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