Banden stehlen Solarzellen: Diebe setzen auf Öko-Strom

Banden stehlen in ganz Deutschland Solaranlagen von Scheunen und Ställen. Experten empfehlen jedem, misstrauisch zu sein, wenn die Module nicht originalverpackt sind.

Hier werden die Zellen angebracht – Klauen ist gerade aber mehr in Mode. Bild: reuters

BERLIN taz | Solaranlagen sind nicht nur eine gute Möglichkeit der alternativen Energieerzeugung: Sie sind auch beliebtes Diebesgut. Oskar Wolf von der Deutschen Gesellschaft für Sonnenergie (DGS) sagte der taz am Dienstag: "Im gesamten Bundesgebiet werden derzeit vermehrt Diebstähle von Solarmodulen gemeldet." Das läge an den hohen Marktpreisen, die sich beim Verkauf von Solarmodulen erzielen lassen.

Die Diebe sehen sich vor allem auf dem Land um. Sie klettern auf Scheunen und Ställe, die mit Solarzellen bestückt sind. Diese seien eben gut zu erreichen, lägen oft an Ausfallstraßen oder Autobahnen, meint Experte Wolf. Und in dünn besiedelten Gebieten würden die Banden auch nicht so schnell auffallen. Sie gingen höchst professionell vor, indem sie zunächst die Gebiete genau begutachteten.

Manche führen dann bei helllichtem Tag mit normalen Lkws vor und fingen in Arbeitskleidung mit dem Schrauben an. So erregten sie kaum Verdacht. Oft lockerten sie auch schon Tage zuvor die Anlagenkomponenten, und dann kämen sie eines Nachts und transportierten die wertvollen Module ab.

Erst Anfang September nahm die Polizeiinspektion im niedersächsischen Emsland drei Männer fest, die insgesamt etwa 250 Solarmodule im Gesamtwert von über 200.000 Euro gestohlen hatten. Nach Polizeiangaben haben sie diese anschließend auf Internet-Plattformen zum Verkauf angeboten.

Allerdings wissen die Ermittler über die Absatzmärkte für die Ware bisher noch wenig. Nach Angaben des bayrischen Landeskriminalamtes gibt es Hinweise, nach denen Diebesgut in der Größe von mehr als 100 Solarmodulen in südeuropäische Länder transportiert wird. Der Verkauf sei dort rentabel, da Solarstrom in Frankreich oder Italien ähnlich wie in Deutschland staatlich gefördert würde, sagte ein Kriminalbeamter der taz.

Solarexperte Oskar Wolf vermutet, dass aber auch Ware in osteuropäische Länder gekarrt wird. Es sei bislang undurchsichtig, wer dorthin wann wie viel Solartechnik liefert. Die Deutsche Gesellschaft für Sonnenergie habe auch die Polizei aufgefordert, besser auf den Solarmodulklau zu achten.

Als Reaktion auf die Diebstahlserie hat der Solarenergie-Förderverein Deutschland (SFV) ein Diebstahlregister entwickelt. Beim Solarenergie-Förderverein kann sich jeder melden, wenn ihm Solarmodule gestohlen wurden. "Leider gibt es aber noch kein zentrales automatisches Erfassungssystem in der Bundesrepublik", meint Petra Hörstmann-Jungemann vom SFV.

Der Verein empfiehlt, beim Kauf einer Solarstromanlage misstrauisch gegenüber nicht originalverpackten Produkten zu sein und stets die Seriennummern mit den Verkaufspapieren und dem Diebstahlregister abzugleichen.

BesitzerInnen von Solarmodulen können ihre Anlagen zudem technisch absichern. "Firmen stellen mittlerweile Meldesysteme her, die bei der Durchtrennung der Gleichstromkabel Warnsignale an die Polizeidienststellen senden", erklärt Experte Wolf. Für größere Anlagen empfiehlt er eine Videoüberwachung. Auch Versicherungen haben mittlerweile reagiert, sie nehmen unter Auflagen Solarmodulen mit auf in eine Diebstahlversicherung.

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