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Archiv-Artikel

Bambis und Bodenbrüter

betr.: „Rote Liste bald abgeschafft“, taz vom 16. 2. 06

Beate Willms schreibt, für das Mulchen, also das Mähen und Häckseln des Bewuchses stillgelegter landwirtschaftlicher Flächen, müsse eine Sperrfrist bis mindestens Mitte Juli gelten, um Rehe und Bodenbrüter zu schützen. Durch früheres Mulchen wird jedoch verhindert, dass bestimmte Unkräuter und -gräser zur Samenreife gelangen und ihr Samen anschließend über die ganze Flur verweht wird.

Hauptleidtragende dabei sind gerade die Biobetriebe, die Unkräuter und -gräser nur mechanisch bekämpfen können. Die konventionell wirtschaftenden Landwirte dagegen greifen in diesem Fall zur chemischen Keule, und zwar nicht nur auf den stillgelegten Flächen, sondern praktisch überall, wo die Samen hingeweht wurden und gekeimt haben – mit allen Folgen für Kleinstlebewesen, Boden, Wasser, kurz: für den gesamten Naturhaushalt.

Konfrontiert man die Jägerlobby damit, stellt sich meist heraus, dass sie keine Probleme mit dem durch das Mulchverbot verursachten erhöhten Pestizideinsatz hat. Ihr vorgeblicher Naturschutz entlarvt sich sehr schnell als verkürzter Naturbegriff: Bambis und Bodenbrüter gut – der Rest ist egal. STEFAN TRÖTSCHELAmt für Landwirtschaft und Forsten Karlstadt