Bamberg und Hildesheim: Proteste gegen Rechts
In Bamberg und Hildesheim haben am Samstag tausende Bürger gegen Rechtsextreme demonstriert. In Bamberg war der NPD-Parteitag Anlass, in Hildesheim eine Neonazi-Demo.

BAMBERG dpa | In Bamberg und Hildesheim haben am Samstag tausende Bürger friedlich gegen Rechtsextreme demonstriert. Der zweitägige NPD-Parteitag war im fränkischen Bamberg Anlass für eine Menschenkette mit 3500 Teilnehmern und ein Konzert "Rock gegen Rechts".
Im niedersächsischen Hildesheim gingen nach Polizeiangaben rund 2500 Bürger auf die Straße, um mehr als 600 Neonazis Paroli zu bieten. Die Rechten waren aus Nord- und Westdeutschland sowie aus den neuen Bundesländern vorwiegend mit Bussen und der Bahn zu einer angemeldeten Demonstration nach Hildesheim gekommen. Die Polizei hatte insgesamt 2000 Beamte im Einsatz, um Ausschreitungen zu verhindern. Genau 623 Rechte wurden vor Beginn ihres Marsches ohne nennenswerte Funde einzeln nach Waffen durchsucht.
Die Aktion sei ein deutliches Zeichen dafür gewesen, dass die Neonazis in der Stadt nicht willkommen seien, sagte die Hildesheimer Vorsitzende des Gewerkschaftsbundes, Regina Stolte. Der DGB hatte zusammen mit zahlreichen anderen Organisationen und Verbänden zu der Aktion unter dem Motto "bunt statt braun" aufgerufen.
Zu den Protesten in Bamberg hatten mehr als 34 Organisationen aufgerufen. Die Stadt hatte vergeblich versucht, den Parteitag mit juristischen Mitteln zu verhindern. Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) zog eine positive Bilanz der Protestaktionen. Er warnte davor, sich von dem angekündigten Zusammenschluss der beiden rechtsextremen Parteien NPD und DVU nervös machen und einschüchtern zu lassen. Es sei wichtig, rechtsextremistischen Bestrebungen offensiv und selbstbewusst entgegenzutreten, statt Veranstaltungen wie den NPD - Parteitag zu ignorieren und zu bagatellisieren.
NPD und DVU hatten den geplanten Zusammenschluss am Freitag bekanntgegeben. Vor einer endgültigen Entscheidung sollen nach Angaben der Vorsitzenden Udo Voigt und Matthias Faust die insgesamt rund 13 000 Mitglieder schriftlich befragt werden. Erstes Ziel der neuen rechten Partei, für die der Name "Die soziale Heimatpartei" im Gespräch ist, sei der Einzug in den Landtag von Sachsen-Anhalt und den Bremer Senat im kommenden Jahr. Die NPD hat derzeit bundesweit rund 7000 Mitglieder, die DVU etwa 6000.
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