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Bald gehört uns Deutschland...

■ betr.: Am Bahnhof Friedrichstraße häufen sich Vorfälle mit neonazistischem Hintergrund / TraPo machtlos

Am Bahnhof Friedrichstraße häufen sich Vorfälle mit neonazistischem Hintergrund/TraPo machtlos

Auf dem Rückweg nach dem Westen streben zwei betrunkene, junge Westberliner gegen 23 Uhr dem „Tränenpalast“ (Grenzübergangsstelle) am Bahnhof Friedrichstraße zu. Sie gröhlen nationale Parolen und nehmen keine Rücksicht auf andere Passanten.

Die Grenzerin nimmt das Wortgefecht über die Notwendigkeit der Ausweiskontrolle noch mit Humor. Hinter den Boxen auf dem Weg zum S-Bahnsteig ändert sich der Tonfall der beiden. Nun heißt es „Sieg heil“, „Rotfront verrecke“, „Bald gehört uns Deutschland...“, und das Westerwald-Lied wird angestimmt. Ein Passant, der die beiden auffordert ihren Mund zu halten, wird bedrängt. Die Drohung, er werde sie wegen Volksverhetzung anzeigen, führt nur zu lauterem Singen und dem Angebot, „das untereinander auszumachen“.

Obwohl noch nahe dem Grenzbereich, ist keine Polizei auszumachen. Eine Rot-Kreuz-Helferin bietet sich an. Sie ruft per Telefon die Streife. Die beiden sonst nicht weiter auffällig gekleideten Jungs haben sich mittlerweile lautstark aus dem Staub gemacht. Während man auf die Streife wartet, erkundigt sich die Rot-Kreuz-Mitarbeiterin, ob der Anzeigensteller Westberliner sei.

Die Polizei läßt auf sich warten. Schließlich findet man sie auf dem S-Bahnsteig der Nord-Süd-Bahn. Der TraPo-Führer wiegelt ab. So etwas erlebe man hier häufig. Man habe keine Handhabe, und es bringe auch nichts. Am Ende des Bahnsteigs hinter einer Säule tauchen die beiden Krakeler wieder auf. Nun gut, so die TraPo, man könne ja mal ein Gespräch führen. Das geschieht dann auch: Der vorlautere von den beiden erklärt, man sei ja hier in der Friedrichstraße, und da wolle man sich benehmen, aber in Schöneberg...

Die S-Bahn fährt ein. Der Passant steigt in den Zug, den die beiden betrunkenen, jungen Westberliner nicht benutzen. Er möchte ihnen nur ungern in Schöneberg begegnen.

Ernst

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